30. Agosto 2023

Chimbote - Colores para una ciudad - parte I

Von Ernst R. Hartmann, Themen Sociedad y Cultura | Literatura | Boletín - 2023 - 15 Setiembre

Teil I

Fischerboote an der Küste Chimbotes

Bei der Lektüre von José Maria Arguedas letztem Roman „El zorro de arriba y el zorro de abajo“ und meinen Recherchen zur Geschichte Chimbotes stieß ich auf zwei städteplanerische und städtebauliche Projekte, die zu unterschiedlichen Zeiten und unter unterschiedlichen historischen Bedingungen dem enormen und chaotischen Wachstum dieser Stadt mit gestaltendem Engagement begegnen wollten.

Dem Projekt von Juan Gilberto Meiggs aus dem Jahr 1872 und einem Projekt, mit dem die Corporación Peruana del Santa 1946 die Architekten Josep Lluís Sert und Paul Lester Wiener beauftragte.

AncashEine notwendige Verortung: Chimbote liegt an der Mündung des Río Santa an der Pazifikküste Perus zwischen Trujillo und Lima. Die Stadt ist das Verwaltungszentrum der Provinz Santa (Region Ancash). Mit etwa 382.000 Einwohnern im Ballungsraum zählt Chimbote zu den 10 größten Städten Perus.

Der bedeutendste Wirtschaftszweig ist die Fischerei. Mehr als 70 Prozent der peruanischen Fischindustrie sind in Chimbote beheimatet. Bei Siderperu, Empresa Siderúrgica del Perú S.A.A., dem größten Stahlwerk Perus, arbeiten 2.500 Menschen. – Atmosphärisch dicht schildert José María Arguedas die Stadt in den 1960er Jahren, die Industrie mit ihrem Komplex zur Produktion von Fischkonserven, Fischmehl und Fischöl in „El zorro de arriba y el zorro de abajo“.

Während Martin Lienhard, Romanist, die Hafenstadt Chimbote eine „typische periphere Metropole des 20. Jahrhunderts“ nannte, fiel das Urteil der Geographen Axel Borsdorf und Herbert Wilhelmy vor beinahe 40 Jahren ungleich härter aus: Chimbote sei die „gesichts- und geschichtsloseste, häßlichste Stadt in Peru“.

Chimbote1774 wird in historischen Quellen erstmals ein kleines Fischerdorf namens Chimbote erwähnt. Im Jahr 1813 siedeln dort fünf indigene Familien mit 25 Familienmit¬gliedern. Der Ort wächst langsam aber stetig. Während im Jahr 1830 erst rund 70 Menschen dort leben, steigt die Einwohnerzahl 1872 mit dem Bau der Eisenbahnlinie Chimbote-Huallanca auf über 800 Bewohner, unter ihnen 332 chinesische Arbeitskräfte.

Die Entwicklung der Fischereiwirtschaft, der Ausbau Chimbotes zu einem überregionalen Hafen und der Bau der Eisenbahnlinie führten zu einem enormen Anstieg der Bevölkerung und einem unkontrollierten Wachstum der barriadas, der illegalen Elendssiedlungen. Stadt und Staat sahen sich zum Handeln gezwungen: ein neues Stadtviertel sollte entstehen.

Der damalige Staatspräsident Perus, José Balta y Montero (1814 – 1872), erließ am 27. Dezember 1871 folgendes Dekret:

„Lima 27 de diciembre de 1871. Debiendo formarse una nueva población en el puerto de Chimbote y siendo necesario que los edificios públicos y privados que se levanten estén sujetos a un plano determinado, apruébase el que se ha formado a su costa y presentado al Ministerio de Gobierno don Juan Gilberto Meiggs. Acéptase la cesión que él mismo hace de terrenos de su propiedad particular para los edificios del Estado y la Municipalidad.”

Juan Gilberto Meiggs, der Bruder Henry Meiggs, des Erbauers der Eisenbahnlinie Chimbote-Huallanca, stellte Land, das er erworben hatte, für das Projekt zur Verfügung und unterbreitete im Januar 1872 einen Plan zur systematischen Entwicklung Chimbotes.

Plan Chimbote

Der Plan sah 60 Häuserblocks in einem rechteckigen Grundriss vor, direkt am Meer gelegen. Ein Block umfasste 10 Grundstücke a‘ 20 x 50 m, die alle zu einer Straße hin ausgerichtet waren. Verschiedene Blocks (Karees) waren für öffentliche Einrichtungen bestimmt:

  • Block Nr. 5 für die Zollbehörde
  • eine Hälfte des Blocks Nr. 23 für die Post und eine Kaserne
  • ein Viertel des Blocks Nr. 25 für die Gemeindeverwaltung
  • eine Hälfte des Blocks Nr. 34 für die Kirche

Im Block Nr. 31 sollte ein Markt entstehen, die Plaza de Armas befand sich zentral in Block Nr. 24. Das Gelände östlich des Areals war für die Station der Eisenbahnlinie Chimbote-Huallanca vorgesehen.

Auch wenn nicht alle Elemente des Plans realisiert wurden, so ist die Anlage um die Plaza de Armas auch heute noch zu erkennen. Und es sollte Ende der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts einen weiteren Versuch geplanter Stadtentwicklung geben …

Plan Neu

Quelle der historischen Daten und der historischen Abbildungen:
Fernando Bazán Blass: Historia de Chimbote. Editorial San Marcos. 2003 / 2009

Über den Autor

Ernst R. Hartmann

Ernst R. Hartmann

Ernst R. Hartmann, geboren 1950 am linken Niederrhein. Versteht „links“ nicht nur geographisch. Nach Abitur, kaufmännischer Lehre und Ersatzdienst in einem Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt Studium der Mathematik und der Wirtschaftswissenschaften in Aachen und Freiburg i. Br. Arbeitete lange Jahre als Consultant in Einrichtungen des Gesundheitswesens und als Dozent vorwiegend in der Weiterbildung von Pflegekräften.

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