18. September 2025
Siedlung der Caral-Kultur: Peñico
Seit dem 12. Juli 2025 ist die archäologische Stätte von Peñico für Besucher zugänglich. Peñico ist eine antike Caral-Nachsiedlung in der peruanischen Provinz Huaura, etwa 200 km nördlich von Lima im Supe-Tal.
Archäologen schätzen, dass die Stadt um 1800 v. Chr. gegründet wurde, unmittelbar nach dem Niedergang der Caral-Zivilisation. Bekanntlich ist die Caral-Kultur die älteste Zivilisation auf dem amerikanischen Kontinent. Sie blühte etwa zwischen 3000 und 1800 v. Chr. an der zentralen Küste Perus, insbesondere im Supe-Tal (siehe auch Caral in Peru-Vision). Die Caral-Kultur zeichnete sich durch komplexe Architektur wie Pyramiden aus, was auf eine hohe soziale Organisation hindeutet. Im Gegensatz zu vielen anderen frühen Zivilisationen gibt es keine Beweise für Kriegsführung oder Waffen. Stattdessen basierte ihre Macht auf Handel und Landwirtschaft.
Sie ist zeitlich parallel zu den ältesten bekannten Zivilisationen der Welt: Mesopotamien, Ägypten und Indus. Die Caral-Kultur erweitert so unser Verständnis über die Entstehung komplexer Gesellschaften in der westlichen Hemisphäre maßgeblich.
Wichtige Siedlungen der Caral-Kultur
Die Caral-Kultur umfasste nicht nur die Stadt Caral, sondern ein ganzes Netzwerk von Siedlungen im Supe-Tal und benachbarten Tälern an der zentralen Küste Perus. Insgesamt sind über 20 Siedlungen bekannt, die alle Teil dieses frühstädtischen Zentrums waren.
Die wichtigsten bekannten Orte sind:
Die heilige Stadt von Caral: Es handelt sich um die größte und am besten erforschte Siedlung mit einer Größe von etwa 65 Hektar. Sie verfügt über monumentale Pyramiden, Plätze, Wohnzonen und einen ausgefeilten Stadtplan. Sie gilt als die „Mutterstadt“ der andinen Zivilisation.
Áspero: liegt direkt an der Küste. Es war ein wichtiges Fischerei- und Handelszentrum für Trockenfisch, Muscheln und Seeigel. Es war über Tauschhandel mit Caral verbunden (Baumwolle und andere landwirtschaftliche Produkte).
Der nahe Caral gelegene Peñico ist besonders, weil er Monumentalbauten aufweist, die ihn zu etwas ganz Besonderem machen. Dies zeigt, dass nicht nur Caral selbst ein Zentrum war.
Vichama: Liegt im Huaura-Tal nahe der Küste etwas nördlich von Lima. Sie ist ebenfalls Teil des Netzwerkes der Caral-Kultur und vor allem für ihre beeindruckenden Reliefdarstellungen an Lehmwänden bekannt.
Peñico wird der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Veranstaltung namens Peñico-Raymi, die am 12. Juli 2025 stattfand, war der Rahmen für die offizielle Präsentation von Peñico.
Während des Peñico-Raymi fanden verschiedene Aktivitäten statt, darunter:
- Zeremonie zur Ehrung der Pachamama: Ein altes Ritual, um Mutter Erde zu danken und zu ehren.
- Anerkennung der lokalen Bevölkerung: Der Gemeinde wurde für ihr Engagement und ihre Beteiligung an der Erhaltung des kulturellen Erbes gedankt.
- Kunst- und Kulturfestival: Das als „Runa Raymi” bekannte Festival umfasste Tanzvorführungen, Musik und andere kulturelle Darbietungen.
Die Veranstaltung war der Höhepunkt von acht Jahren Forschungsarbeit und Aufwertung der Stätte.
Was kann in Peñico besichtigt werden?
Bei der Ankunft an der archäologischen Stätte von Peñico gelangt man zum Besucherzentrum.
Das Zentrum bietet ein umfassendes Erlebnis, um die Geschichte und Bedeutung dieser antiken Stadt kennenzulernen. Dort kann man Folgendes sehen:
- Didaktische und interaktive Ressourcen: Anhand von Infografiken, Modellen, Dioramen und digitalen Nachbildungen werden die Sozialgeschichte und die kulturellen Werte von Peñico erklärt.
- Archäologische Funde: Es werden Objekte ausgestellt, die bei den Ausgrabungen gefunden wurden, wie anthropomorphe Figuren, Tonskulpturen, Muschelketten und Steinwerkzeuge.
- Außerdem werden Informationen über die Stätte angeboten, in denen die Rolle von Peñico als urbanes Zentrum der sozialen Integration und des Austauschs zwischen der Küste, den Bergen und dem Amazonasgebiet detailliert beschrieben wird. Hervorgehoben werden seine Bedeutung für die Caral-Zivilisation und seine Verbindung zu anderen Siedlungen in der Region.
Das Besucherzentrum ist ein Museum, dessen Ziel es ist, den Besuchern die Bedeutung der Kenntnis und des Schutzes dieses wertvollen kulturellen Erbes bewusst zu machen.
Das Zentrum ist der Ausgangspunkt der Besichtigungstour, die zu den pyramidenförmigen Gebäuden, Tempeln und Wohnanlagen dieser antiken Stadt führt.
Insgesamt wurden 18 Strukturen identifiziert: – tempelähnliche Zeremonialbauten, Wohnhäuser und die Mauern einer zentralen Plaza.
In einem bedeutenden Bau fanden sich zahlreiche Artefakte.
- Tonskulpturen mit Tier- und Menschenfiguren,
- Zeremonielle Gegenstände,
- Pututus – Muscheltrichtertrumpeten,
- Halsketten aus Muscheln und Perlen.
Die Bedeutung Peñicos wird auch dem Handel mit Hämatit zugeschrieben, einem roten Mineral, das für die Keramikmalerei und rituelle Körperbemalung verwendet wurde.
Peñico liegt strategisch günstig für den Austausch zwischen den Anden, dem Amazonasgebiet und der Pazifikküste und war daher wahrscheinlich ein wichtiges Handelszentrum.
Die Funde deuten auf eine komplexe Gesellschaft mit ausgeprägten Kenntnissen in Landwirtschaft, Architektur, Astrologie und Mathematik hin.
Ruth Shady die Gründerin und Direktorin des Caral-Archäologieprojekts, das sie 1994 initiierte, sagt: "Peñico ist die Fortsetzung von Caral, der ältesten Zivilisation Amerikas, entstanden etwa um 1800 v. Chr. nach deren klimabedingtem Zusammenbruch. Es zeigt sowohl Kontinuität in zeremonieller Architektur als auch neue Innovationen – etwa Ritualfeuer und zentrale Plätze, die Kontakte zwischen Küste, Sierra und Amazonas belegen." Weiter fügt sie hinzu "Wir haben strukturelle Elemente wie versunkene Plätze, zeremonielle Räume – etwa den sogenannten ‘Salón de los Pututus’ – entdeckt. Diese Orte verbinden die Küste, die Sierra und den Amazonas und bezeugen einen Austausch von Symbolen, Materialien und Ideen".
Erkenntnisse und Zukunft von Peñico
Sowohl Caral als auch Peñico sind für die heutigen Peruaner ein Grund nationalen Stolzes sein, denn sie zeugen von den außergewöhnlichen Fähigkeiten ihrer Vorfahren. Zugleich macht sie deutlich, welches Potenzial eine Gesellschaft entfalten kann, wenn man Caral als historischen Bezugspunkt nimmt – und dass damit „noch viel mehr“ erreichbar ist.
Die peruanische Regierung investiert in die Erhaltung von Peñico, um den lokalen Tourismus zu fördern und Arbeitsplätze zu schaffen. 80 % der Arbeitskräfte an den nahegelegenen Stätten im Valle del Supe stammen aus der lokalen Bevölkerung, was ein Gefühl von Identität und Erbe stärkt.
Durch errichtete Besucherzentren und die Ausrichtung von Veranstaltungen vor Ort, wie der Peñico Raymi oder der Vichama Raymi wird die Sensibilisierung der peruanischen Bevülkerung gefördert.
Die Tatsache, dass das archäologische Spezialprojekt Caral-Supe seit 2003 die Ausgrabungen und den Erhalt der Siedlungen der Caral-Kultur finanziert (Kulturministerium), schafft die Hoffnung, dass eine nachhaltige Entwicklung abgesichert ist. Seit der Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe im Jahr 2009 fließen zudem Mittel für Erhaltung und Forschung. Diese werden durch Kooperationen, wie mit dem World Monuments Fund (WMF) für Konservierungsprojekte, ergänzt.
Quellen: Video Noticias Caracol Colombia, Andina, Facebook und el informante