20. Mai 2015

Perus Bergbau: Hoher Investitionsbedarf, schwieriges Umfeld

Von Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Erze | Bergbau | Maschinen / Anlagen

In der südperuanischen Stadt Arequipa findet vom 21. bis  25 September die "Perumin", eine der größten Bergbaumessen der Welt statt. Es ist die 32. Ausgabe der im zweijährigen Turnus wiederkehrenden Branchenschau. Beim letzten Mal hatten 40 deutsche Unternehmen teilgenommen, für dieses Jahr haben sich rund 30 angemeldet (Liste hier). Unterstützt wird die Präsenz vom Bundeswirtschaftsministerium, den Verbänden AUMA und VDMA sowie der AHK in Lima. Wie aus einer Mitteilung der Messeorganisation hervorgeht, ist ein Messetag mit Deutschland-Schwerpunkt geplant. Zur Vorbereitung reiste die Leiterin der Wirtschaftsreferats der Deutschen Botschaft in Lima, Carola Müller-Holtkemper, kürzlich mit einer Delegation nach Arequipa.

Im vergangenen Jahr hatten die deutsche und die peruanische Regierung eine Rohstoffpartnerschaft abgeschlossen, die es unter anderem Privatfirmen erleichtern soll, Verträge in der Minenwirtschaft abzuschließen (wir berichteten). Das peruanische Bergbauministerium rechnet mit einem Investitionsbedarf von über 60 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2020, mehr als die Hälfte davon für Kupferprojekte, der übrige Teil für die Förderung von Gold und Eisen.

Preisverfall und Proteste bremsen

Allerdings bremsen mehrere Faktoren die Entwicklung: die stark gesunkenen Rohstoffpreise, die Abkühlung der Weltwirtschaft, die sehr langwierigen Bewilligungsverfahren und Widerstand in der Bevölkerung gegen neue Projekte. Gerade eskaliert an der Südküste, wo der Konzern Southern Coppers mit einem 1,4 Milliarden US-Dollar teuren Kupfertagebau ("Tia María") beginnen will, die Lage. Seit über 50 Tagen blockieren Demonstranten Straßen; bei Auseinandersetzungen wurden zwei Zivilisten und ein Polizist getötet und eine zweistellige Zahl von Personen verletzt. Die Regierung schickte kürzlich 500 Streitkräfte in die Region, um Brücken und Tankstellen bewachen zu lassen. Bauern und Lokalpolitiker sorgen sich, dass das Projekt durch Verbrauch und Verschmutzung von Grundwasser die Landwirtschaft gefährdet. Die andere Seite verweist darauf, dass nur entsalztes Meerwasser genutzt werde, welches nach dem Gebrauch in den Pazifik geleitet wird. Dieser Zusicherung glauben wiederum viele nicht.

Effizienzsteigerung und mehr Aufbereitung vor Ort

Als Folge der niedrigen Rohstoffpreise und des schwächeren Wirtschaftswachstums stehen außerdem die meisten Explorationsvorhaben in Peru still, so dass im Moment fast nur Projekte, die bereits über die Erkundungsphase hinaus sind, vorankommen oder bestehende Anlagen erweitert werden, berichtet Richard Marohn, Geschäftsführer von Marohn Plenge Consult & Trade und externer Berater der Schweizer Handelskammer in Peru. Bei Minen, die bereits operieren, reagieren die Betreiber auf das wirtschaftliche Umfeld mit Effizienzsteigerungsprogrammen. Einige haben zudem damit begonnen, Mineralien und Erze nicht nur abzubauen, um sie nach kurzer Aufbereitung als Konzentrat zu verkaufen, sondern die Konzentrate vor dem Verkauf zu verfeinern.

Zulieferer sollten auf soziale Einbindung schauen

Für Firmen aus dem deutschsprachigen Raum, bei denen es sich normalerweise nicht um Investoren handelt, sondern vielmehr um Anbieter von Maschinen, Chemieprodukten und Dienstleistungen, bedeutet dies, dass der peruanische Bergbausektor nach wie vor sehr attraktiv ist, so Marohn. Produkte und Dienstleistungen, die entweder bei neuen Projekten eingesetzt werden oder die Effizienz operierender Bergwerke steigern, seien sehr gefragt. Um das Kundenrisiko zu bewerten und die Wahrscheinlichkeit eines Vertragsabschluss abzuschätzen, sollten Zulieferer und Dienstleister nicht nur das wirtschaftliche Umfeld, das Planungsniveau des technischen Designs und den Status der Bewilligungsverfahren genau ansehen und verstehen, sondern auch das Thema “Soziale Inklusion”, rät Marohn. Denn fehlende Einbindung der Bevölkerung kann ein Projekt und somit den Auftragseingang wesentlich verspäten.

Über den Autor

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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