13. Juni 2014
Im Porträt: Ferrostaal entwickelt Industrieanlagen und verkauft Maschinen in Peru
Seit über 90 Jahren ist Ferrostaal in Peru präsent. Die ehemalige MAN-Tochter mit Hauptsitz in Essen hat in dem Andenland seither für diverse Industrien Projekte umgesetzt, wie Stahlwerke, Werften, Kraftwerke, Transportsysteme und Infrastrukturprojekte. Aktuell steht die Entwicklung von Industrieanlagen in den Bereichen Petrochemie und Erneuerbare Energien im Vordergrund. Das zweite Standbein des Industriedienstleisters, der in Lima rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, ist der Handel mit und der Service für Maschinen. "Unser Umsatztreiber ist heute das Druckmaschinengeschäft", sagt Tom Koopmann, Geschäftsführer von Ferrostaal Perú.
Hier biete man eine breite Produktpalette in Kombination mit Finanzierungs- oder Leasingkonzepten an. Alle Maschinen werden samt Installation und Betriebsschulung geliefert; bei Bedarf kommen Wartung, Service und die Ersatzteilversorgung hierzu. Neben Druckmaschinen bezeichnet Koopmann Verpackungsmaschinen, Rohr bzw. Rohrzubehör, Schienenfahrzeuge und Spezialmaschinen als wichtige Märkte in Peru, auf denen man noch zulegen will.
Zur Entwicklung des Marktes und zu weiteren Aspekten befragten wir Tom Koopmann, der seit 2011 die Geschicke von Ferrostaal in Peru führt.
In welchen Bereichen sehen Sie besondere Wachstumschancen in Peru?Wir werden vom allgemeinen Wachstum Perus profitieren, insbesondere in den bekannten Bereichen Infrastruktur und Bau. Zudem sehen wir für Ferrostaal besondere Chancen im Bergbau: Hier bauen wir unsere Aktivitäten weiter aus. Außerdem wird der Anstieg der lokalen Fertigung von hochwertigen Verbrauchsgütern Investitionen unter anderem in den Bereichen Druck, Verpackung und Marketing erfordern.
Mit welchen deutschen Unternehmen arbeiten Sie in Peru zusammen?
Rovema, Duktus (ehemalige Buderus), Kolbus, MAN Diesel & Turbo – um nur einige zu nennen, aber auch amerikanische, europäische und asiatische Unternehmen wie Hewlett Packard (HP Indigo), Steinemann und Ryobi-Mitsubishi Graphics. Wir unterstützen unsere deutschen Partner durch unsere langjährige Erfahrung im Markt, Kontakte zu den entscheidenden Playern, Services und Beratung mit Blick auf die gesellschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Für den Vertrieb von Maschinen oder die Anbahnung von Projekten ist dieses Wissen unerlässlich.
Welche Rolle spielen die großen Investitionsvorhaben der peruanischen Regierung wie die Metro Lima oder die Gaspipeline nach Südperu für Ihr Unternehmen?
Wegen der Größe und Struktur dieser Megaprojekte haben wir entschieden, uns nicht federführend daran zu beteiligen. Wir sind jedoch mit den Konsortien im Kontakt und bieten dort unsere Produkte und Dienstleistungen für Komponenten und Subsysteme an. Besonders im Bereich der Metro Lima sehen wir gemeinsam mit deutschen Lieferanten exzellente Chancen, weil hier Produktqualität und lokaler Service einen hohen Stellenwert haben. Bei den Gas-Projekten ist eine zügige Umsetzung wünschenswert, nachdem diese über viele Jahre aufgeschoben wurden. Wird der geplante Gaspipeline-Petrochemiekomplex im Süden Perus umgesetzt, ist das ein wichtiges Signal für die Region, und dies wird Investoren auch in anderen Bereichen anlocken.
Wie sehen Sie generell den Markt in Peru im Vergleich zu anderen Auslandsmärkten bzw. Entwicklungsländern: Wo liegen spezifische Vorteile, wo Nachteile?
Peru wächst wegen seiner verfügbaren Bodenschätze stabil und hat die Kraft, Megaprojekte umzusetzen. Ein großer Vorteil, der auch die gesellschaftliche Entwicklung positiv beeinflusst. Die Mittelschicht ist schnell und stark gewachsen, was Peru zu einen attraktiven Markt für hochwertige Maschinen macht. Bis dato wurden hochwertige Konsumgüter oft importiert, doch heute werden die lokalen Fertigungskapazitäten verstärkt auf- und ausgebaut. Auch wenn Peru im Vergleich zu den Nachbarländern etwas konservativer in der Aufnahme von neuen Technologien ist, können wir in diesem Jahr den Durchbruch in unterschiedlichsten Bereichen erwarten. Was die politischen Rahmenbedingungen angeht: Die grundsätzlich positive Regulierung des Marktes führt zu Modernisierung und Effizienzsteigerung, aber leider auch in einigen Bereichen zu Überregulierung und bürokratischen Hürden. Hier hat die Regierung jedoch mittlerweile die Probleme erkannt und steuert dem entgegen.
Was schätzen Sie abseits des Beruflichen an Peru besonders?
Neben der Vielzahl von kulturellen Highlights, die Peru zu bieten hat, faszinieren mich die durch das Wachstum entstandene Dynamik und der Unternehmenssinn, den man bei den Peruanern verspürt. Den Willen, voranzukommen und zu wachsen – sowohl im Privaten als auch im Geschäftlichen –, erkennt man in allen Bereichen und er spiegelt die Wachstumsentwicklung der vergangenen 20 Jahre wider.