26. Februar 2016

Peru-Buch: Ulrike Fokkens "Gebrauchsanweisung für Peru"

Von Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Kultur, Gesellschaft und Bildung | Nachrichten zum Tourismus in Peru | Literatur | Newsletter - 2016 - 03 März

Vergangenes Jahr erschien im Piper-Verlag ein Band, der die insgesamt nicht üppige  deutschsprachige Literatur zu Peru um eine Darstellung landeskundlicher und aktueller Themen erweitert. Das Buch ist unterhaltsam und kenntnisreich geschrieben. Es hebt auf Außergewöhnliches ab – und erscheint dadurch an manchen Stellen plakativ.

Buch Fokken Gebrauchswanweisung Peru

"Gebrauchsanweisung für Peru" heißt das Werk der Journalistin und Autorin Ulrike Fokken. Der Titel ist dem Namen einer Reihe im Piper-Verlag geschuldet, allerdings führt er ein bisschen in die Irre, denn eine Gebrauchsanweisung stellt man sich als eine sachlich-präzise und zugleich trockene Handreichung vor, was Fokkens Peru-Buch aber nicht ist.

Man nehme das Kapitel über Busfahrten – eines der Themen, für welche sich Urlauber aus praktischen Gründen interessieren dürften: Es beginnt mit der lustigen Feststellung, dass man beim Blick unter die Motorhaube nicht wisse, ob dies an Experimente im Chemie- oder nicht vielmehr im Physikunterricht erinnere, jedenfalls hielten "unbekannte Gesetzmäßigkeiten" das Getriebe zusammen. Auf den nächsten Seiten schildert die Autorin das Gedränge unter Passagieren und die Waghalsigkeiten der Fahrer so bildhaft, dass man Überlandfahrten in peruanischen Bussen für äußerst unbequem und gefährlich halten muss. Am Ende findet sich zwar noch der Hinweis auf eine Luxuslinie, bei der man sich wie im Liegewagen vorkommt. Doch solchen Komfort verlangt der Durchschnittstourist auch wieder nicht.

Wer noch nie in Peru gewesen ist, könnte nach diesen Leseeindrücken zu dem Schluss kommen, dass Busreisen dort nicht ratsam seien. Tatsächlich aber gibt es in dem Land eine Reihe von Fernbuslinien, die auf Strecken zwischen den Städten einen Standard bieten, wie ihn Otto-Normalverbraucher in Mitteleuropa kennen.

Die Verfasserin betont also das Extreme, weshalb sie dazu neigt, Alltägliches, die Normalität in Peru zu überzeichnen. Bei anderen Themen jedoch, in denen es von vornherein um Außergewöhnliches geht, ist ihr Darstellungsinteresse angebracht: Etwa im Kapitel über die Coca-Pflanze und das Drogengeschäft („Coca hat mit Kokain so viel zu tun wie Mohnblumen mit Opium“, heißt es treffend) oder im Erlebnisbericht über eine Exkursion im Nationalpark Manú:

Die dort lebenden Riesenotter sind äußerst lärmempfindlich, extrem vorsichtig und dulden keine Eindringlinge in ihr Revier – vor allem nicht, wenn sie Junge haben. Werden die gestört, kann es passieren, dass die Weibchen keine Milch mehr produzieren und die Jungtiere dann verhungern. Bootsführer Eustajio und sein Sohn paddeln daher fast lautlos auf einem Katamaran über den lang gestreckten See. Plötzlich entdecken wir drei Riesenotter, die vor uns den See queren und zu einem am Ufer liegenden Baumstamm streben. Behutsam lenkt Eustajio den Katamaran in die Richtung, und als wir an niedrig hängenden Ästen vorbeigeglitten sind und den freien Blick auf den Baumstamm und das Ufer haben, erleben wir ein Geschenk der Natur. Eine Otterfamilie beim Frühstück, die Eltern und die Jungtiere aus zwei Würfen, neun Riesenotter zählen wir insgesamt. Der eine hängt auf dem Baumstamm und putzt sich, der anderer turnt darüber, zwei fressen Fische, zwei putzen ihr Fell am Ufer, ein Junges sucht nach den Zitzen der Mutter, ein Riesenotter taucht mit einem Fisch im Maul auf.

So enthält der Band auf seinen 220 Seiten zahlreiche Einblicke in besondere und auch sonderbare Winkel des Landes. Weniger eine Gebrauchsanweisung, sondern eher ein Kaleidoskop. Geeignet für Leser, die ihre Anschauungen von Peru ergänzen, variieren wollen.

Inhaltsübersicht

  • Peru bereichert die Welt
  • Ausgekocht – die cocina novoandina
  • Willkommen in der Parallelwelt – die Megacity Lima
  • Wer ist hier eigentlich indigen?
  • Der Schatz vom Kondorsee
  • Die Zukunft liegt hinten, oder wo die Zeit macht, was sie will
  • Meerschweinchen auf dem Dach, Lämmer im Gepäckfach
  • Von Früchtchen und saftiger Sprache
  • Das Land und die Hunde
  • Das Gesicht des Chaktraraju
  • Es lebe das Matriachat
  • Die Sache mit dem Ayahuasca
  • Von Coca und Kokain
  • Im Winkel der Toten
  • Der Nabel der Welt
  • Das lebende Paradies von Manú
  • Illegal, informell, verboten
  • Eine Stadt in Wollweiß
  • Warum Peruaner auch Fremde „meine Königin“ nennen

Über den Autor

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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