22. Dezember 2025
Wie Peru 2025 Wachstum, Exporte, niedrige Inflation und Wechselkursstabilität kombiniert
Direktor der Zentralbank von Peru Julio Velarde im Kongress
Die Wirtschaftskommission des Kongresses lud im Oktober 2025 den Zentralbankdirektor Julio Velarde ein, um den internationalen Kontext, die Lage der peruanischen Volkswirtschaft und konkrete Politikempfehlungen für 2025–2026 darzustellen.
Velarde sagt, die Weltwirtschaft wächst langsam, aber stetig. Peru hat im Vergleich zu anderen Ländern in der Region eine starke Wirtschaft (2025 rund 3,2% und 2026 etwa 2,9%). Er sagt, dass Peru hohe Reserven (um 86 Mrd. US Dollar), einen stabilen Wechselkurs (in den letzten 25 Jahren real um etwa 5% aufgewertet) und niedrige Inflationsraten (2025: 1,7-2 %) hat. Das liegt an den hohen Rohstoffpreisen, den starken Exporten und der guten Finanzpolitik.
Ferner sagt er, dass Private Investitionen wieder wachsen, sind aber gefährdet durch Regeln, Politik und Eingriffe wie Pensionsrückzügen oder Zinsobergrenzen. Er sagt, dass die großen Risiken weniger von der allgemeinen Wirtschaftslage kommen, sondern von der Qualität der Institutionen und der Vorhersehbarkeit wirtschaftspolitischer Entscheidungen.
Zum Schluss gibt er Empfehlungen. Die Regeln für Steuern und Eigentum schützen, den Rechtsstaat stärken, Genehmigungen einfacher machen und die Zentralbank unabhängig halten. Peru kann seine Position als relativ stabiler Anker in der Region sichern, wenn es neue Instrumente wie eine digitale Zentralbankwährung einsetzt.
Die Exporte haben eine außergewöhnliche große Bedeutung
Die Gesamtexporte Perus haben seit dem Jahr 2000 eine bemerkenswerte Entwicklung gezeigt und sind in diesem Zeitraum um etwa das 4,3-Fache gestiegen.
Obwohl die Exporte aus traditionellen Sektoren wie Bergbau, Erdöl und Fischmehl ebenfalls zugenommen haben – sie verzeichneten einen Anstieg um das 2,5-Fache – ist das Wachstum des Landes nicht mehr allein von diesen Rohstoffen abhängig.
Besonders hervorzuheben ist die starke Vergrößerung der nicht-traditionellen Exporte. Diese umfassen Sektoren wie Agrarwirtschaft, Industrie, Textilien und Chemie und signalisieren eine zunehmende Diversifizierung der peruanischen Exportgüter. Peru exportiert somit inzwischen weit mehr als nur Rohstoffe.
Für das kommende Jahr wird eine weitere Steigerung erwartet, wobei die Gesamtexporte voraussichtlich 90 Milliarden US-Dollar erreichen werden.

Perus Wichtigste Exportpartner im Überblick
China ist Perus mit Abstand wichtigster Handelspartner insgesamt und dominiert insbesondere die traditionellen Exportgüter. Das Land nimmt traditionelle Exporte im Wert von rund 24,5 Mrd. US-Dollar ab, wobei es sich hauptsächlich um Rohstoffe wie Kupfer und andere Metalle handelt. Die USA liegen in diesem Sektor mit etwa 3 Mrd. US-Dollar weit dahinter.
Im Gegensatz dazu sind die USA der Hauptabnehmer der nicht-traditionellen Exporte Perus. Sie kaufen nicht-traditionelle Produkte im Wert von rund 6,7 Mrd. US-Dollar. Zu diesen Gütern zählen vor allem Agrarprodukte wie Avocado, Heidelbeeren und Spargel, aber auch Textilien, Chemikalien und Industrieprodukte. Bei den nicht-traditionellen Exporten spielt China eine deutlich kleinere Rolle und nimmt lediglich etwa 555 Mio. US-Dollar ab.
Als oft unterschätzten Player hebt Velarde Indien hervor. Das Land ist mittlerweile zum zweitwichtigsten Handelspartner bei den traditionellen Exporten (hauptsächlich Metalle und Brennstoffe) und der etwa drittwichtigste Handelspartner in den Gesamtexporten aufgestiegen. Aufgrund des hohen Wachstums in Indien erwartet Velarde, dass dessen Bedeutung für den peruanischen Exportsektor in Zukunft weiter zunehmen wird.
🥑 US-Zölle und Agrar-Exporte Perus in die USA
Die nicht-traditionellen Agrar-Exporte Perus (wie Avocados und Heidelbeeren) in die USA bleiben trotz möglicher Zölle stabil und wettbewerbsfähig.
Dies wird hauptsächlich durch zwei Faktoren gewährleistet, die der Experte Velarde hervorhebt:
Hohe Kosten in Kalifornien: Kalifornien, der Hauptkonkurrent, kämpft mit sehr hohen Landwirtschaftslöhnen und einer erschwerten Ausweitung der Produktion aufgrund einer strengen Migrationspolitik. Dies verschafft Peru einen Kostenvorteil.
Saisonale Marktlücke: Peru nutzt seinen wichtigsten Vorteil, indem es diese Früchte in den US-Wintermonaten und der Übergangszeit erntet, wenn Kalifornien keine Ware liefert. Dadurch besetzt Peru eine unverzichtbare Nische, in der die Nachfrage und Zahlungsbereitschaft hoch sind.
Fazit: Zölle mögen Margen belasten, aber Perus Produktionskosten und sein Saisonvorteil im US-Winter sichern den Exporten weiterhin eine starke Position im US-Markt.
Wachstum und Armutsentwicklung
Die Erfahrung Perus in den letzten Jahrzehnten zeigt einen klaren kausalen Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Erfolg bei der Armutsbekämpfung.
In Phasen hohen Wirtschaftswachstums von jährlich 5 bis 6 Prozent ist die Armutsquote in Peru stark gesunken. Umgekehrt ist die Armut in Zeiten niedrigeren Wachstums oder bei externen Schocks (wie der Pandemie oder globalen Preisschocks) wieder deutlich angestiegen.
Die Armut in der Hochwachstumsphase ist sehr stark zurückgegangen, sogar schneller als in China, und vor der Pandemie von 30% auf etwa 19% gefallen.
Der Experte Velarde betont, dass Programme zur direkten Armutsbekämpfung zwar eine wichtige stabilisierende Funktion erfüllen, die strukturelle und nachhaltige Reduzierung der Armut jedoch vor allem von zwei Faktoren abhängt:
- Schaffung von Beschäftigung im Privatsektor.
- Anhaltende private und öffentliche Investitionen.
Velarde stellt klar, dass Wachstumsraten knapp über 3 Prozent zwar eine graduelle, aber keine spektakuläre oder schnelle Armutsreduktion bewirken können.
Das sind die Empfehlungen von Velarde für die Regierungen der Zukunft.
Makro-Anker schützen: Niedrige Inflation und Risikoaufschläge haben drei Gründe: Fiskaldisziplin, niedrige Schulden und eine unabhängige Zentralbank.
Institutionen stärken: Es soll mehr Rechtsstaat und Eigentumsschutz geben. Außerdem sollen die Wahlergebnisse besser planbar sein, um zu verhindern, dass politische Ergebnisse als unsicher oder gar "gefährlich" für die Wirtschaft wahrgenommen werden.
Bürokratie abbauen: Genehmigungen müssen schneller werden, um Investitionen zu ermöglichen und Projekte nicht unnötig zu verzögern. Die Vereinfachung der Bürokratie muss sich besonders auf Sektoren wie Rohstoffe und Infrastruktur konzentrieren, damit wichtige Projekte nicht jahrelang in politischen und administrativen Prozessen stecken bleiben.
Renten- und Finanzmarktreformen müssen so gestaltet werden, dass sie den nationalen Kapitalmarkt stärken. Es geht um langfristige Ersparnisse und mehr Zugang zu Finanzdienstleistungen für die Bevölkerung.
Fazit
Der Bogen schließt sich bei der Makro-Stabilität. Eine solide Wirtschaftspolitik – charakterisiert durch niedrige Inflation, eine stabile Währung und ein kontrolliertes Defizit – ist eine notwendige Bedingung dafür, dass Wachstum überhaupt erst bei Unternehmen ankommen und Arbeitsplätze schaffen kann.
Allerdings reicht diese Stabilität allein nicht aus. Ohne fundamentale institutionelle Reformen, die Stärkung des Rechtsstaates und die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen, wird das Wachstum und die Armutsreduktion nur langsam voranschreiten.
Quelle: BCRP


