20. Juni 2017

Perus Wirtschaft schwach im April, aber mit guten Perspektiven dank Staatsinvestitionen in Infrastruktur

Von Gerardo Basurco, Themen Volkswirtschaft | Newsletter - 2017 - 06 Juni

Finanzminister Alfredo Thorne steht unter Beschuss, © Foto El Comercio

Die peruanische Wirtschaft ist in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 1,6 Prozent und in den letzten zwölf Monaten um 3,1 Prozent gewachsen, wobei die Wachstumsrate im Monat April lediglich 0,2 Prozent betrug. Dies ergeben die neusten Zahlen des peruanischen Statistikamts Inei.

Die Verlangsamung des Wachstums liegt am "El Niño Costero" und am Korruptionsskandal beim brasilianischen Unternehmen Odebrecht, das in wichtigen peruanischen Projekten involviert ist, und die nun gestoppt sind.

Das Finanzministerium sieht aufgrund der Nachfrage nach Strom und Baumaterialien im Mai Anzeichen für eine Wiederankurbelung der Wirtschaft. Ferner weist die Fischerei hohe Wachstumsraten auf, die Preise für Rohstoffe haben sich verbessert und die Hindernisse bei Infrastrukturprojekten werden langsam beseitigt (Zeitung Gestión).

Wiederaufbau und Wachstum

Die bisherige Bilanz der stärksten Niederschläge seit 18 Jahren in Lima und den nördlichen Regionen des Landes: ca. 100 Tote, insgesamt etwa 1 Mio. direkt von den Überschwemmungen und den Erdrutschen betroffene Menschen, über 240.000 haben ihr Obdach verloren. Ferner sind mehr als 2.000 Kilometer Straßen, etwa 600 Brücken, 1.400 Schulen und 900 Gesundheitsposten zerstört, wie das Nationales Katastrophenschutzzentrum COEN berichtet.

Pablo de la Flor, Leiter der für den Wiederaufbau geschaffenen Behörde "Reconstrucción con cambios" (wir berichteten), sagte im Interview mit der Rundfunkmoderatorin Milagros Leyva, dass Ende Juni die Erhebung der El-Niño-Schäden abgeschlossen sein werden, dass Ende August der Wiederaufbauplan zur Diskussion mit den lokalen und regionalen Regierungen fertig sein wird, so dass Mitte September mit dem Wiederaufbau begonnen werden kann. Dieser soll drei bis vier Jahre dauern. Weiter bezifferte er den Schaden des «El Niño Costero» auf 20 Mrd. Soles (etwa 6,4 Mrd. US-Dollar). Die Hälfte dieses Betrages wird mit Mitteln internationaler Organisationen, wie Weltbank, BID, CAF, der Rest wird aus dem Staatlichen Fonds für fiskalische Stabilisierung FEF finanziert (Zeitung Gestión).

Investitionen dieser Größenordnung werden einen erheblichen Beitrag auf das Wachstum mit sich bringen.


Schlussfolgerungen

In der Tagespolitik benutzt die Opposition die Wachstumsrate des Monats April, um den Finanzminister Alfredo Thorne zu Fall zu bringen. Forschungszentren in Peru und auch die Studienabteilungen internationaler Banken – wie die Deutsche Bank, Weltbank und IWF- haben zwar ihre prognostizierten Zahlen zum Wachstum Perus um einen Prozentpunkt nach unten korrigiert, sehen aber die peruanische Wirtschaft als strukturell stark und als das Land Lateinamerikas mit dem stärksten Wachstum in diesem Jahr.

Quellen: Inei, Gestión1, Gestión2, Gestión3 und Gestión4.

Über den Autor

Gerardo Basurco

Gerardo Basurco

Er betätigt sich als Berater und Projektleiter in der Privatwirtschaft und ist Dozent in Entwicklungspolitik und Landeskunde Lateinamerikas für die AIZ/GIZ. Zudem verfügt er über langjährige Erfahrung in der Kooperation zwischen Deutschland und Lateinamerika.
Bei Peru-Vision ist er zuständig für den Bereich Wirtschaft und Politik sowie Consulting.

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