22. August 2015

Perus Währung unter Druck

Von Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Volkswirtschaft

Wie andere Schwellenländer auch erlebt Peru einen rasanten Wertverlust seiner Währung gegenüber dem US-Dollar. Ende dieser Woche kostete ein Dollar 3,26 Peruanische Sol, so viel wie seit sechs Jahren nicht mehr. Ein Grund ist die im September erwartete Zinswende in den Vereinigten Staaten: Die Notenbank dürfte erstmals seit langem den Leitzins anheben und dadurch Dollar-Anlagen rentierlicher machen. Hinzu kommen die Probleme Chinas als wichtigem Handelspartner Perus.

Um den Verfall des Sol zu bremsen, hat die peruanische Zentralbank in den letzten Monaten nicht nur Dollar verkauft, sondern jetzt auch die Bestimmungen für Währungsgeschäfte verschärft: Die Grenze, ab der bei Transaktionen von Währungsderivaten Reserven erforderlich sind, wird gesenkt und die Höhe der verlangten Reserven zugleich verdoppelt (Details hier).

Die Schwäche des Sol gegenüber dem Dollar belastet jene peruanischen Unternehmen, die in der US-Währung verschuldet sind und verteuert für Konsumenten und Unternehmen manche Importwaren. Andererseits werden Perus Exporte billiger und somit wettbewerbsfähiger. Noch Anfang 2013, als der Dollar einen Tiefstand von 2,40 Sol erreichte, klagte die Exportwirtschaft über die Stärke der eigenen Währung.

Nach Angaben des Instituto de Economía y Desarrollo Empresarial (IEDEP) der Handelskammer von Lima (CCL) ist der private Sektor in Peru mit 61 Milliarden Dollar verschuldet, was knapp 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Das meiste entfällt auf größere Unternehmen, die mit Wechselkurschwankungen besser umgehen können als Privatpersonen, deren in Dollar aufgenommene Hypotheken, Fahrzeug- und andere Darlehen sich auf 4,8 Milliarden summieren, und kleine Firmen, die mit insgesamt 1 Milliarden Dollar verschuldet sind. Je schwächer die heimische Währung, desto drückender werden diese Kredite.

WechselkursKursentwicklung Dollar zu Peruanischem Sol seit 2001

Auch gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung hat der Sol zuletzt an Wert verloren. Für einen Euro bekommt man inzwischen mehr als 3,70 Sol. Allerdings waren Anfang 2014 und 2011 die Kurse schon einmal so hoch bzw. höher.

Die peruanische Regierung konnte unterdessen in dieser Woche auf dem internationalen Kapitalmarkt Anleihen über 1,25 Milliarden Dollar zu einem Zinssatz aufnehmen, der mit 4,15 Prozent nur 1,95 Punkte über dem Vergleichswert der USA lag. Zudem war das Angebot innerhalb von wenigen Stunden dreifach überzeichnet. Weil die Notenbank noch über Währungsreserven von 60 Milliarden Dollar verfügt, kann sich der peruanische Staat die Kreditaufnahme in der Fremdwährung leisten.

Über den Autor

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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