16. Februar 2016

Konjunktur 2015: Bergbau zieht Perus Wirtschaft hoch

Von Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Binnenwirtschaft | Volkswirtschaft | Newsletter - 2016 - 03 März

Konjunktur 2015: Bergbau zieht Perus Wirtschaft hoch

Die peruanische Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr trotz aller Schwierigkeiten, mit denen rohstoffexportierende Schwellenländer derzeit zu kämpfen haben, Quartal für Quartal beschleunigt und insgesamt ein Wachstum von 3,3 Prozent erreicht. Gegenüber der Steigerungsrate des Vorjahres bedeutet dies ein Plus von einem Prozentpunkt, andererseits ist der Abstand zu den Werten der Jahre 2010 bis 2013 (6 % und mehr) noch deutlich.

Rekord im Kupferbergbau

Für das überraschend gute 2015er-Ergebnis, das das peruanische Statistikamt Inei gestern bekanntgab, hat der Bergbau, und zwar in erster Linie die Kupferförderung, gesorgt: Die Produktion des roten Metalls expandierte um ganze 26 % auf einen historischen Höchststand, unter anderem wegen der Inbetriebnahme bzw. Erweiterung der Minen Toromocho, Constancia, Antamina, Cerro Verde und Las Bambas. Aber auch bei Molibdän (+18 %) und Blei (+14 %) gab es zweistellige Steigerungen. Die Ausbeute von Silber und Zink erhöhte sich um acht bis neun Prozent, die von Gold und Eisen um 3,5 bzw. 1,8 Prozent. Bei Zinn hingegen war ein Rückgang von gut 15 Prozent zu verzeichnen, ebenso verminderte sich die Wertschöpfung mit nicht-metallischen Ressourcen (Rohöl und Gas) um elf Prozent.

Über alle Rohstoffe hinweg wuchs der Sektor um 9,3 Prozent. Wegen des Preisverfalls auf den internationalen Märkten sank der Exportwert peruanischer Bodenschätze allerdings um acht Prozent – mit entsprechenden Folgen für die Gewinnmargen der Minengesellschaften. Sie reduzierten deshalb das zweite Jahr in Folge ihre Investitionen in Ausrüstungen und Infrastruktur um 16 Prozent. Die ungünstige Preisentwicklung bewirkte außerdem, dass Perus Handelsbilanz für das abgelaufene Jahr abermals negativ ausfällt.

Industrie schwächelt, Landwirtschaft wächst moderat

Das verarbeitende Gewerbe, Perus zweitwichtigster Wirtschaftszweig nach dem Bergbau, schrumpfte in den letzten zwölf Monaten um knapp zwei Prozent, wenngleich auch hier die Zahlen zuletzt besser geworden sind. Positive Ausnahmen mit teils zweistelligen Zuwächsen sind hier die Weiterverarbeitung und Konservierung von Meeresfrüchten und Fleisch sowie die Herstellung von Getränken, Papierwaren, Möbeln und chemischen Gebrauchsgütern. Die Produktion von Textilfasern und Bekleidung, Pharmazeutika und Reinigungsmitteln nahm indessen ab.

Die peruanische Agrarwirtschaft hat sich mit einem Plus von 2,9 Prozent behauptet. Die Erzeugung von Mais und Trauben erhöhte sich um fast 20 Prozent, während Reis, Kaffee, Avocados und Kakao einstellig zulegten. Dagegen wurden Baumwolle, Zucker, Quinoa und Oliven in geringerem Maße geerntet. Die Menge an Spargel und Kartoffeln war etwa genauso groß wie im Vorjahr. In der Viehhaltung (Geflügel, Milch, Eier und Schweine) gab es einstellige Zuwächse. Auch für Perus Fischerei (+16 %), insbesondere was Sardellen (+60 %) und Fisch zum frischen Verzehr (+12 %) angeht, war es ein gutes Jahr, auch weil das El-Niño-Phänomen eine zweite Fangsaison bescherte.

Einbruch im Bau – Dienstleistungen stark

In der Baubranche ging es indessen um sechs Prozent bergab, weil sich die Investitionen mancher Minengesellschaften und Immobilienentwicklern verzögern. Außerdem blieben Aufträge der öffentlichen Hand vor allem in den Provinzen aus. Dagegen legten der Groß- und Einzelhandel sowie Finanz- und Firmendienstleistungen stärker als die Gesamtwirtschaft zu.

Für 2016 rechnen Beobachter allenthalben mit einer weiteren Steigerung des Kupferabbaus, weil dann die jüngsten Bergwerkseröffnungen voll zum Tragen kommen. Sie erwarten daher ein robustes gesamtwirtschaftliches Wachstum. Diese Argumentation führt einmal mehr vor Augen, dass die peruanische Konjunktur vom Primärsektor abhängig ist. Dies gilt umso mehr angesichts der Schwäche des verarbeitenden Gewerbes und der Bauwirtschaft im vergangenen Jahr. Ein Unsicherheitsfaktor für die weitere Entwicklung ist der Mitte des Jahres anstehende Wechsel der Präsidentschaft. Welcher der Kandidaten die Wahl gewinnen wird und welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen die neue Regierung ergreift, ist nicht abzusehen.

Über den Autor

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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