27. November 2012
Das grüne Gold
Eine Erfolgsgeschichte: von Koka- zu Kaffeeexporteur

Die Provinz von Lamas liegt im Departement von San Martin im nordöstlichen Abhang der Andenkordillere. Sie wird mehrheitlich von Quechua-Indianer bevölkert, die nach der Ankunft der Spanier im XVI Jh. von den Anden in den Urwald flüchteten. Diese Provinz gehört zu einer der ärmsten Provinzen Perus: über die Hälfte der Bevölkerung wohnen im ländlichen Bereich, wo nur 36,5% der Haushalte über Strom verfügen, 1/3 mit Trinkwasser versorgt ist und lediglich 7,2% einen häuslichen Abwasser haben.
Die chronische Unterernährung liegt bei Kindern unter 5 Jahren bei 16,3% und über 1/3 der Bevölkerung gilt als arm.
Während einigen Dekaden florierte in dieser Gegend der Koka-Anbau, vorwiegend für die Herstellung von Kokain. Der bekannte Koka-Boss „Vaticano“, welchem Verbindung zum kolumbianischen Kartell von Pablo Escobar nachgesagt wurde, herrschte über dieses Gebiet. Ebenfalls die terroristischen Gruppen von MRTA und des Leuchtenden Pfads ließen sich in dieser Gegend nieder.
Mit der Niederschlagung dieser Gruppierungen Anfang der 90er Jahren, startete die Regierung Fujimoris eine Förderungspolitik zur Ablösung des Kokaanbaus durch alternative Kulturen, wie Kaffee, Kakao, Ölpalme, usw.
Im Zuge dieses Prozesses wurde in Lamas mit dem Anbau von Bio-Kaffee begonnen. Im Jahre 1999 schlossen sich einige 100 Familien von kleinen Kaffeebauern zusammen und gründeten die Kooperative von Oro Verde. Die Genossenschaftsmitglieder nahmen an Förderungsprogrammen zur Verbesserung der Produktionsprozesse- und Vermarktungstechniken teil, mit dem Ergebnis, dass die Kaffeebetriebe ihre Produktivität auf 30 Zentner pro Ha erhöhten (der Durchschnitt in der Gegend liegt bei 15-16 Zentner) und Exporte von 468 t im Jahr 2006 im Rahmen von Verträgen mit ausländischen Abnehmern unter Fair Trade Bedingungen (langfristig und mit fairen Preisen) abschlossen. Der Kaffee von Oro Verde erhielt in den vergangenen Jahren einige nationale Auszeichnungen und wurde als Finalist beim ersten peruanischen Wettbewerb von Gourmet-Kaffees nominiert.
Die Entwicklung der Produktion und Umsätze der Genossenschaft von Oro Verde waren rasant, allerdings konnte der letzte Prozessschritt zur Weiterverarbeitung vom Kaffee nicht Vorort erfolgen. Dieser wurde einem Unternehmen aus Lima in Auftrag gegeben und war mit hohen Kosten verbunden. Ferner war die Kooperative auf die freiverfügbaren Kapazitäten dieses Unternehmens angewiesen und lief die Gefahr die Exportverträge nicht termingerecht zu erfüllen.
Daher beschloss Oro Verde einen Antrag an AgroIdeas zur Kofinanzierung des Aufbaus einer Kaffeeverarbeitungsanlage zu stellen. AgroIdeas, die vom Landwirtschaftsministerium mit der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit von assoziierten Agrarbetrieben anvertraut ist, stimmte dem Geschäftsplan von Oro Verde zu und genehmigte die hierzu notwendigen Finanzierungsmittel.
Die Kooperative von Oro Verde besitzt nun eine Verarbeitungsanlage für die Schälung (Entfernung des Silberhäutchens), Sortieren und Polieren der Kaffeebohnen und hat somit den Gesamtprozess zur Herstellung von grünen Kaffee für den Export im Griff. Sandro Aquino, Geschäftsführer der Kooperative stellt zufrieden fest: "wir haben die Wertschöpfungskette zur Kaffeeproduktion vom Saatgut, Pflanzung, Ernte, Gärung, Trocknung und Wäsche nun mit unserer Neuanlage um die Schälung, Selektion und Reinigung der Kaffeebohnen ergänzt" und führt weiter "Wir sind sicher, dass wir 2013 nicht 50 sondern 100 Containern Kaffee exportieren werden".
Die Kooperative hat ein Industrieunternehmen gegründet, welches sich zum einen mit der Röstung von Kaffee und zum anderen mit der Herstellung von Schokolade beschäftigt. Zukünftig möchte die Kooperative ihre Produktion diversifizieren. Sie evaluiert die Chancen von Anpflanzungen von Kakao und Sacha Inchi, den Verkauf von Honig sowie von weiteren CO2-Zertifikaten (sie verfügt bereits über 3 Abschlüsse mit europäischen Unternehmen).
Die Mitglieder der Kooperative von Oro Verde sehen der Zukunft optimistisch entgegen.