30. Oktober 2014

Alpaka und Vicuña: Das textile Gold der Anden

Von Cecilia Laca Sánchez - Freie Mitarbeiterin, Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Textil

Beitrag der Kamelarten zur Entwicklung der Andenbewohner

Alpaka & VicuñaDa ist zum einen die Wolle der Alpakas, welche zwischen hellen und dunkeln Farben variiert und von einheimischen Wollspinnern mit Kunstfertigkeit verarbeitet wird. Es gibt zwei Typen: Die Alpaca Suri mit ihren langen seidigen Fasern und die etwas gekräuselte Alpaca Huacaya. Kostet ein Umhang aus Alpaca Huacaya in Peru etwa 500 Dollar, so erhöht sich der Preis auf 750 bis 800 Dollar, wenn es sich um Alpaca Suri handelt. Noch wertvoller, nämlich an die 1.700 Dollar, ist ein solches Stück aus Vicuña, dem kostbarsten Kamelhaar, welches in früheren Zeiten nur den Gewändern von Inka-Fürsten und -Adligen vorbehalten war.

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Designer wie Giorgio Armani, Marc Jacobs, Ralph Lauren, Polo, Johnnie Walker, Fairway & Greene, Callaway Golf, Jack Nicklaus, Pringle, Bobby Jones oder Hart Schafner & Marx verwenden Stoffe mit Alpaka-Anteilen von bis zu 100 Prozent. Pullover aus dieser Wolle werden auf den internationalen Märkten zwischen 30 und 400 Dollar pro Stück verkauft, wenn sie maschinell gefertigt worden sind. Handarbeiten können bis zu 1.000 Dollar kosten. In Deutschland ist die Kette Hessnatur ein wichtiger Importeur. Im Jahr 2010 nahm das Unternehmen Kleidungsstücke aus peruanischer Alpaka ins Sortiment, beispielsweise Wollmützen für 49 Euro oder eine Langjacke für 299 Euro. Ein wesentlicher Vorteil dieses Textils ist, dass es Luftfeuchtigkeit absorbiert, ohne sich optisch zu verändern, und die Körpertemperatur erhält. Es ist widerstandsfähig und reißfest und hat einen natürlichen Glanz. Kombiniert mit Seide eignet sich Alpaka auch für festliche Mode oder leichte Halstücher.

Die Herkunft der Kamelarten

Der peruanische Wissenschaftler Antonio Brack stellt in seinen Studien über die südamerikanischen Kamelformen heraus, dass deren Ursprung vor 60 Millionen Jahren im Norden des Kontinents lag. Ein Teil breitete sich von dort nach Asien und Afrika aus und bildete die Vorläufer der Dromedare und Kamele, wie wir sie heute kennen. Der andere Teil zog vor 30 Millionen Jahren nach Südamerika. Aus ihm entwickelten sich die immer noch wild lebenden Arten Guanako und Vicuña und die domestizierten Alpakas und Lamas.

Die heutige Situation

Im Jahr 1964 waren die Vincuñas vom Aussterben bedroht; in Peru zählte man nicht einmal mehr 5.000 Exemplare. Heute sind es dank Schutzanstrengungen wieder über 200.000, und die Spezies gilt nicht mehr als bedroht. Peru ist weltgrößter Erzeuger von Vicuña-Wolle mit 2.500 bis 3.000 Kilogramm pro Jahr. Bei Alpaka-Fasern stammen aus Peru 80 Prozent der weltweiten Produktion, wie das peruanische Außenhandelsministerium kürzlich bekannt gab. In der ersten Jahreshälfte exportierte das Andenland Alpakastoffe im Wert von 73 Millionen Dollar, fast ein Drittel mehr als im Vorjahreszeitraum. Textilien gingen hauptsächlich nach China, Italien, Norwegen und die Vereinigten Staaten, fertige Kleidungsstücke in erster Linie nach Deutschland, Japan, Frankreich, Großbritannien und ebenfalls in die USA. Führende Exporteure peruanischer Alpaka-Bekleidung sind nach Angaben des Exportverbandes Adex Incalpaca Textiles Peruanos de Exportación S.A., Kero Design S.A.C, Art Atlas S.R.L, MFH Knits S.A.C, Mitayoq S.A. und Texturas y Acabados S.A.C.

All dies bietet den bäuerlichen Gemeinschaften in den Anden, die mit Armut und gesellschaftlicher Ausgrenzung zu kämpfen haben, Chancen. Sie sind die überwiegenden Besitzer dieser Tiere. Das Scheren und Spinnen von Alpaka- und Vicuña-Wolle ist für sie eine der wenigen Möglichkeiten, den Lebensunterhalt aufzubessern. Auf einen Hektar Land sind die Einnahmen aus Vicuña- oder Alpaka-Wolle bzw. dem Fleisch von Alpakas deutlich höher als etwa bei einer Haltung von Schafen.


Die Fotos haben wir mit der freundlichen Genehmigung von Antonio Brack und Cecilia Mendiola veröffentlicht.

Über den Autor

Cecilia Laca Sánchez - Freie Mitarbeiterin

Cecilia Laca Sánchez - Freie Mitarbeiterin

Kommunikationswissenschaftlerin. Als Beraterin der Weltbank, der amerikanischen Entwicklungshilfeagentur USAID, der Vereinten Nationen und der Konrad Adenauer Stiftung hat sie sich über 2 Jahrzehnte mit Umweltthemen und geschlechtsspezifischen Fragen befasst.

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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