11. November 2015

Bolivien setzt auf Deutschland für Eisenbahn von Brasilien nach Peru

Von Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Bau / Infrastruktur | Schienen | Investition geplant | Newsletter - 2015 - 12 Dezember

Bolivien setzt auf Deutschland für Eisenbahn von Brasilien nach Peru

Boliviens Regierung setzt auf deutsche Beteiligung bei der Realisierung einer transkontinentalen Eisenbahnlinie von der brasilianischen Atlantikküste über Bolivien nach Peru. Im kommenden Januar werde eine Delegation unter Führung des Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Rainer Bomba, Bolivien besuchen, um einen Vorschlag für einen Streckenbau von Puerto Santos in Brasilien über den brasilianisch-bolivianischen Grenzort Puerto Suárez über Santa Cruz, La Paz bis nach Ilo an der peruanischen Südküste vorzulegen, meldet das bolivianische Präsidentialamt.

Die Projektstudie sei weit fortgeschritten, und deutsche Unternehmen regen hierbei den Bau einer Fabrik für Schienen und Waggons in Bolivien an. Boliviens Präsident Evo Morales war gestern von einer zehntätigen Europareise zurückgekehrt, auf der er drei Tage in Deutschland, unter anderem für Konsultationen mit Kanzlerin Merkel, Station machte.

Bereits im Februar besuchte eine deutsch-schweizerische Delegation Bolivien wegen des Schienenprojekts (wir berichteten). Dieses Vorhaben steht in Konkurrenz zu dem von China propagierten Eisenbahnbau von Brasilien unter Umgehung Boliviens nach Nordperu (wir berichteten). Das Werben der Regierung in La Paz muss vor diesem Hintergrund gesehen werden. Insofern geht es auch darum, ob Deutschland – auf Seiten Boliviens – oder China die lateinamerikanische Kontinentalbahn mitbestimmt.

Eisenbahn Brasilien-Bolivien-Peru

Grafik: Bolivianische Tageszeitung La Razon

Die peruanische Regierung ist offiziell für beide Vorhaben offen. In dem nationalen Eisenbahnplan, der derzeit im Kongress in Lima diskutiert wird, sind beide Vorhaben enthalten: eine Linie direkt von Brasilien über Pucallpa zur Hafenstadt Bayovar im Norden Perus sowie die südliche Trasse von Bolivien nach Ilo.

Eisenbahnplan in Peru

 

Eisenbahnplan Peru

Der schon lange angekündigte Nationale Eisenbahn-Entwicklungsplan in Peru ist Anfang November in den Verkehrsausschuss des peruanischen Kongresses eingebracht worden, wie das Büro des Abgeordneten Jesús Hurtado Peru-Vision mitteilte. Demnach stehen neben den genannten transkontinentalen Strecken der Ausbau des Metronetzes in Lima, eine Küsteneisenbahn von der Grenze Ecuadors über Lima nach Ica und die Erneuerung der Anden-Eisenbahn zwischen Huancayo und Huancavelica im Mittelpunkt. Für letzteres Projekt, das 170 Millionen US-Dollar Baukosten und 50 US-Dollar für rollendes Material verlangt, läuft derzeit eine internationale Ausschreibung (wir berichteten), die im ersten Quartal 2016 entschieden werden soll.

Was die Metro in Lima angeht, so wird derzeit die schätzungsweise sechs Milliarden US-Dollar teure dritte Linie geplant. Im kommenden Jahr soll die Planung abgeschlossen sein und die Ausschreibung erfolgen. Siemens und Bombardier, die bei den ersten beiden Linien als Zulieferer involviert sind, wollen sich hierfür bewerben, wie Geschäftsführer beider Unternehmen in der Zeitung Gestion vor kurzem ankündigten. Die Metro soll unterirdisch realisiert werden, so wie die derzeit im Bau befindliche zweite Linie. Hier liefert Herrenknecht die Tunnelbohrmaschinen.

Von der Küsteneisenbahn, die vergangenes Jahr von Privatfirmen vorgeschlagen wurde und an die 10 Milliarden US-Dollar kosten würde, könnten zunächst Teilabschnitte zwischen Huacho und Lima sowie von Lima nach Ica realisiert werden. – Staatssekretär Bomba war bereits mehrmals in Peru, um Kooperationen zwischen Deutschland und Peru bei Verkehrsprojekten zu sondieren, zuletzt im Sommer 2013 (wir berichteten).

Quellen: Präsidentialamt Bolivien, Gestion (Bombardier), Gestion (Siemens)

Über den Autor

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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