05. November 2020

8 Monate Lockdown im Tourismus gehen zu Ende

Von Gerardo Basurco, Nora Basurco - Freie Mitarbeiterin, Themen Soziale Entwicklung | Nachrichten zum Tourismus in Peru | Nachrichten zur Politik Perus | Newsletter - 2020 - 11 November

Zur aktuellen Lage der Pandemie

Wiedereröffnung von MachuPicchu November 2020, Quelle: Agencia Andina

Der Lockdown der touristischen Aktivitäten in Peru hielt wegen der Corona-Pandemie acht Monate lang an und ist nun zu Ende. Die rückläufige Entwicklung der Indikatoren der COVID-19 in den letzten Monaten haben die Regierung veranlasst eine graduelle Öffnung des Tourismus zu initiieren. Die Auswirkungen der Maßnahmen wird im In- wie im Ausland mit Spannung erwartet.

Am 1. November fand eine apoteosische Zeremonie zur Wiedereröffnung der Kulturstätte Machu Picchu, eines der sieben neuen Weltwunder, statt.

Bedeutung des Tourismus in Peru

2019 besuchten ca. 4,48 Millionen ausländische Touristen das Andenland (2018: 4,4), womit die Zahl fast gleichblieb wie im Vorjahr. Die europäischen Gästezahlen nahmen zu: Italien um 10,8 Prozent, Großbritannien um 9,7 % und die Niederlande überdurchschnittlich um 19,9 %. 2018 sollen nach dem Direktor der OCEX, Gycs Gordon, 80 000 deutsche Touristen Peru besucht haben, eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 62 000 im Jahr 2013 (Zeitung Correo).

Der Tourismus war 2019 für ca. 2 Mio. Arbeitsplätze (0,8 Mio. davon informell) und 4% des BIP verantwortlich und die Devisen aus dem Sektor waren mit mehr als 3,9 Mrd. US Dollar (2018: 4,895) die drittwichtigste Säule hinter den Bergbau- und Agrarexporten (Portal de Turismo und Andina). 

Auswirkungen der Pandemie auf den Tourismus

Die Auswirkungen der Pandemie sind katastrophal; in den letzten sieben Monaten ist die Anzahl der ausländischen Touristen gegen Null gegangen. Die Reisebüros und Reiseveranstalter haben in dem gleichen Zeitraum einen Rückfall um 95,34% erlitten (INEI Reporte Técnico von September 2020). Die Zahlen der eng mit dem Tourismus verbundenen Subsektoren Hotellerie und Gastronomie sind ebenso stark zurückgegangen. Millionen von Arbeitsplätzen sind verloren gegangen.

Die COVID-19 Pandemie hat sich in den letzten vier Wochen in Peru positiv entwickelt, so ist die Anzahl der täglich Neuinfizierten und der Toten deutlich zurückgegangen. Ferner sind ca. 828.000 Personen genesen (ca. 2,5% der Bevölkerung und 91,5% der Infizierten), womit Peru weltweit an 7. Stelle rangiert. Die tägliche Zunahme der Infizierten erreichte Ende August Höchstwerte von 3,500 bis 5.500, in der letzten Woche Oktober liegen diese Werte zwischen 1.500 und 2.500.

Neu Infizierten

Die für die längerfristige Entwicklung der Infizierten wichtigen Reproduktionsfaktor lag Ende Oktober bei 0,9, womit eine anhaltende Abnahme der Neuinfizierten bestätigt wird. Nimmt man zum Reproduktionsfaktor noch das Verhältnis von täglich Neu-Infizierten zu der Anzahl der Getesteten hinzu, so lässt sich ein Trend zur Abnahme dieses Verhältnisses feststellen. Lag diese Relation in September über 20%, so lagen diese Werte Ende Oktober um 12%, also war 1 von 8 Getesteten infiziert. Da eine Verlangsamung der Reproduktion von COVID-19 Infizierten landesweit erreicht wurde, wurde die Pflichtquarantäne ab 1. November landesweit aufgehoben und die Ausgangssperre verkürzt. Die sonntägliche Ausgangssperre ist landesweit aufgelockert; Geschäfte haben wieder geöffnet, aber die Nutzung privater Autos ist nach wie vor nicht erlaubt.

Maßnahmen zur Reaktivierung

Erst im Rahmen der 4. Phase des Reaktivierungsprogramms wurden Maßnahmen im Tourismussektor in Angriff genommen. Seit dem 5. Oktober werden internationale Flüge zu 11 Destinationen in 7 Ländern (Bolivien, Chile, Ekuador, Kolumbien, Panama, Paraguay und Uruguay) zugelassen, deren Flugzeit vier Stunden nicht überschreitet. Am 18. Oktober wurde die Kampagne „Volver“ (Wir kommen zurück) zur Förderung des nationalen Tourismus initiiert, wobei die Präsentation des Videos „Volver“ im Mittelpunkt steht. Darin treten renommierte Musiker wie Tony Succar, Daniela Darcourt, Lucho Quequezana und Bartola sowie der Vertreter des Kunsthandwerks Silvestre Ataucusi, des Reiseführers Efraín Valles und der Vertreter der Gastronomie Arequipas Saida Villanueva und der Förderin der „amazonischen“ Küche Elia García auf und laden Touristen ein Peru wieder zu besuchen.



Ab dem 1. November sind 25 weitere Ziele internationaler Flüge in 10 Ländern des amerikanischen Kontinents genehmigt deren Flugzeit acht Stunden nicht überschreitet.

Am 1. November fand eine apoteosische Zeremonie zur Wiedereröffnung der Kulturstätte Machu Picchu, eines der sieben neuen Weltwunder, statt. Zugleich erhielt diese Ikone des Tourismus in Peru den vom World Travel & Tourism Council WTTC erteilten Stempel Safe Travels. Auch die gesamte Stadt Cusco ist vom WTTC als sicherer Tourismusort anerkannt. Weitere Destinationen im Land sind bereits anerkannt oder stehen im Anerkennungsprozess. Sowohl in Machu Picchu als auch bei anderen touristischen Attraktionen in Cusco und Peru ist die Aufnahmekapazität von Besuchern auf ein Drittel der normalen Auslastung beschränkt, so dürfen beispielsweise Machu Picchu täglich nur 675 Gäste besuchen.



Fazit Tourismus 2020

Die schrittweise Öffnung der Wirtschaft hat nicht zu einer Ausweitung der COVID-19 Infizierten geführt. Im Gegenteil die Zahl der Neuinfizierten in Peru ist - anders als in Europa - in den letzten Wochen und Monaten rückläufig. Dies hat dazu geführt, dass die Regierung nun auch die Wiederaufnahme touristischer Aktivitäten - wie Werbekampagnen im In- und Ausland - in Gang gesetzt hat. Die touristische und gastronomische Infrastruktur soll bei Beachtung verschiedener Vorsichtsmaßnahmen vorbereitet werden, so dass zunächst der Binnentourismus und danach der internationale Tourismus wieder aufgenommen werden können. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwicklung von COVID-19 ihre fallende Tendenz fortsetzt und dass es nicht - wie in Europa - zu einer zweiten Infektionswelle im Andenland kommt. Ferner sollte die Ausweitung des Fassungsvermögens touristischer Stätten, Hotellerie und Gastronomie vorsichtig und graduell fortgeführt werden.

Quellen: Gestion1Portal de Turismo, El Correo, Nachrichtenagentur Andina, INEI, Hotel Peru News und Gestion2.

Über den Autor

Gerardo Basurco

Gerardo Basurco

Er betätigt sich als Berater und Projektleiter in der Privatwirtschaft und ist Dozent in Entwicklungspolitik und Landeskunde Lateinamerikas für die AIZ/GIZ. Zudem verfügt er über langjährige Erfahrung in der Kooperation zwischen Deutschland und Lateinamerika.
Bei Peru-Vision ist er zuständig für den Bereich Wirtschaft und Politik sowie Consulting.

Nora Basurco - Freie Mitarbeiterin

Nora Basurco absolvierte nach dem Abitur ein Praktikum als Assistant Teacher von Deutsch und Englisch an der deutschen Schule Max Uhle in Arequipa. Nach dem Studium von European Studies und Informatik ist Nora Basurco als freie Mitarbeiterin für Peru-Vision tätig.

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