01. März 2015

Warum in Peru Glück auf der Straße liegt

Von Nora Teichert - Freie Mitarbeiterin, Themen Kultur, Gesellschaft und Bildung

Zum Glücklichsein der Peruaner

Warum in Peru Glück auf der Straße liegt

"Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein."

Das hat nicht nur der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire erkannt, sondern auch die Peruaner. Und sie lassen es sich nicht nehmen, ihre Gelassenheit und ihre Lebensfreude.

Ich habe fast drei Jahre in Cusco gelebt und nie zuvor war ich so glücklich. Dabei habe ich dort keine drei Jahre Urlaub gemacht. Nein, ich hatte zwei sehr stressige Jobs, inklusive Notfalltelefon. Es gab ebenso traurige Tage und in Cusco war es immer bitter kalt. Dennoch objektiv betrachtet, war ich in Peru irgendwie glücklicher als in Deutschland.

Aber wieso?

Nun, wo ich hier sitze in Deutschland, philosophiere ich über das Glück in Peru. Fast schon esoterisch, dabei sind es ein paar ganz einfache Gründe, die Peru zu einem Land des Glücks machen.

Eine der hauptsächlichsten Gründe, warum Peru so glücklich macht, sind die Menschen

Jeder der nach Peru reist, wird feststellen: Freude ist ansteckend. Seit dem ersten Tag fühlte ich mich pudelwohl. Ich wurde immer mit offenen Armen und einem Lächeln begrüßt, die Menschen sind neugierig, hilfsbereit und warmherzig. Bei jedem Einkauf, bei jeder Bus- oder Taxifahrt, in der Bank – immer ergibt sich ein freundliches Gespräch – und nette Worte tun bekanntlich so gut.

Hinzu kommt diese permanente Gelassenheit der Peruaner

Wenn ich auf Arbeit mal wieder super panisch war, wegen irgendeinem Notfallanruf von Reisegästen oder einem Streik in Cusco, der tagelang den Tourismus lahmlegte, dann erinnere ich mich an die Worte meines Kollegen Larry, der zu mir meinte: "No te preocupes amiga, todo tiene solución, respira nomás“ („Mach dir keine Sorgen Freundin, alles hat eine Lösung. Atme einfach.“). Leichter gesagt als getan? Aber es wirkte tatsächlich. Manchmal muss man sich einfach mal eine Scheibe von der peruanischen Gelassenheit abschneiden.

In den Anden scheint überdurchschnittlich oft die Sonne

Einer der Gründe, warum Cusco so glücklich macht, ist sicherlich auch die Sonne. Es ist wissenschaftlich bewiesen. Sonnenstrahlen fördern die Produktion von Glückshormonen und da von Mai bis Oktober in den Anden Trockenzeit ist, gibt es mehr als reichlich davon. Selbst in der Regenzeit lässt sich die Sonne regenmäßig blicken.

Gute-Laune-Musik und farbenfrohe Tänze

Heitere Andenmusik sprudelt zu jeder Tageszeit aus den Geschäften, Restaurants, Taxis und Hinterhöfen. Es lädt einfach dazu ein, die vielen Sorgen fallen zu lassen. Wenn immer die Peruaner können, dann tanzen sie. Ob am Abend zu Salsa-Musik, auf Festen oder zu religiösen Anlässen. Faszinierend, wie ausgelassen die Peruaner, trotz ihres sehr strengen Glaubens, feiern. Es steckt wohl in dem Blut ihrer Vorfahren. Die schönsten Feste, die ich miterleben durfte, waren der Karneval "Virgen de la Candelaria“ in Puno, das "Qoyllur R’iti“ und der Maskenkarneval in "Paucartambo“.

Gutes Essen macht ebenfalls glücklich

Peru ist bekannt für seine Produktvielfalt und die gute Küche, die dabei ist, internationale Gourmet-Küchen zu erobern. Vor allem das Fischgericht „Ceviche“ hat es mir angetan. Aber nicht ausschließlich wegen des frischen und gesunden Gerichts, sondern weil ich Ceviche immer in Gesellschaft mit guten Freunden und immer an sonnigen Tagen gegessen habe.

Busfahren in Peru und der Blick in die Ferne der Anden

Ich liebe Busfahren. Es gibt keinen besseren Ort, um die Gedanken schweifen zu lassen und peruanisches Lebensgefühl zu tanken. Der Blick über weite Felder, hinein in tiefe Schluchten oder hinauf zu riesigen Bergen, es gibt einem einfach das Gefühl von Freiheit. Wenn der Busfahrer dann noch typische Panflötenmusik spielt und man ins Gespräch mit seinem Sitznachbar kommt, dann wird Busfahren zu einem richtig authentischen Erlebnis.

Und schließlich sind es die vielen kleinen Momente

Ob Hühner auf dem Dach während einer Busfahrt, der laute Klingelton "Vivir mi Vida" ("Mein Leben leben“) beim Schlange Stehen in der Bank, der pfeifende Taxifahrer, die alte Frau am Straßenrand, die gemütlich ihre Chicha schlürft, lachende Kinder, das Lama, das einmal in meinem Vorgarten stand, der Sonnenuntergang, die Hunde auf der Straße oder eine der vielen zahllosen kleinen Momente - all diese Dinge haben mich immer zum Schmunzeln gebracht.

Gerade wir Deutschen tun uns damit aber etwas schwer. Wir neigen oft dazu, große Erwartungen über die kleinen Dinge des Lebens zu stellen. Wer sich jedoch auf seiner Reise auf die andere Mentalität einlässt und versucht, ausschließlich das Positive zu sehen – der wird definitiv belohnt.

Und so liegt das Glück in Peru eben auch auf der Straße – es muss einem nur auffallen.

Über den Autor

Nora Teichert - Freie Mitarbeiterin

Nora Teichert - Freie Mitarbeiterin

Hallo, ich bin Nora Teichert und mein Herz schlägt peruanisch – auch wenn ich gar nicht in Peru bin. Auf meinem Blog Info-Peru plaudere ich aus dem Nähkästchen, über meine Zeit in den Anden, magische Momente, Menschen, Orte, das Lama in meinem Vorgarten und die unheimliche Inspiration, die mich immer wieder packt. Peru-Interessierte können mir sehr gern schreiben. Ich berate euch über individuelle Touren und Möglichkeiten für Langzeitaufenthalte.

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