18. Dezember 2021

HAY Festival Arequipa meets ZKM Karlsruhe

Von Guerlio Peralta, Themen Kultur, Gesellschaft und Bildung | Newsletter - 2021 - 12 Dezember

HAY Festival Arequipa meets ZKM Karlsruhe

Die siebte Ausgabe des HAY Festival Arequipa fand vom 1. bis 7. November 2021 digital und mit kostenlosen Veranstaltungen statt. Literatur, Philosophie, Wissenschaft, Musik aus vielen Ecken der Welt trafen sich in Arequipa mit Beiträgen, die an der Auseinandersetzung mit aktuellen Themen nur schwer zu überbieten waren.

Imagine die Welt nach Covid-19

So der Slogan der diesjährigen Ausgabe des Festivals. Die Vorschläge derer wurden vorgetragen, die überzeugt sind, dass in unserer Zeit der Wert von Phantasie, Wissen und Kreativität wichtiger denn je ist.

Eines der Highlights war das Interview mit dem Titel "Was bedeutet Freiheit?", in dem der kolumbianische Anthropologe Carlos Granés mit dem renommierten deutschen Schriftsteller und Philosophen Wolfram Eilenberger über sein neuestes Buch "Das Feuer der Freiheit" (2021) spricht. Im Buch beschreibt er das legendäre Leben von Simone de Beauvoir, Simone Weil, Ayn Rand und Hannah Arendt. Diese vier Philosophen sahen sich mit der turbulenten Realität des 20. Jahrhunderts konfrontiert und fanden in der Schriftstellerei den Raum, um ihre Ideen zum Ausdruck zu bringen, sich dem Totalitarismus zu widersetzen und die höchsten Ausdrucksformen der menschlichen Erfahrung hervorzuheben.

Critical Zones - Horizonte einer neuen Erdpolitik

Die Ausstellung »CRITICAL ZONES« läuft seit dem 23. Mai 2020 im ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe. Sie lädt dazu ein, sich auf neuartige und vielfältige Weise mit der kritischen Lage der Erde zu befassen und neue Modi des Zusammenlebens zwischen allen Lebensformen zu erkunden.

Um der allgemein vorherrschenden Orientierungslosigkeit und Zerrissenheit in Gesellschaft, Politik und Ökologie in Bezug auf den kritischen Zustand des Planeten Abhilfe zu verschaffen, stellt das Ausstellungsprojekt eine imaginäre Kartografie auf, die die Erde als Netz aus »Kritischen Zonen« betrachtet. Der aus den Geowissenschaften entlehnte Begriff der »Critical Zone« bezeichnet die nur wenige Kilometer dünne, fragile Schicht der Erde, die Oberfläche, die das Leben auf ihr ermöglicht. Neben der Verletzlichkeit dieser dünnen Schicht, betont der Begriff außerdem die zahlreichen Kontroversen, die neue politische Einstellungen dazu ausgelöst haben. Von verschiedensten Lebensformen im Laufe der Zeit erschaffen, interagieren in der Kritischen Zone lebendige Organismen, aber auch Erde, Fels, Wasser und Luft.

Ángela Delgado im ZKM Karlsruhe

Philipp Ziegler, Leiter der kuratorischen Abteilung des ZKM empfing Ángela Delgado und nach einem interessanten Austausch für beide, führte er sie in die Ausstellung »CRITICAL ZONES«, die in einer Verlängerung bis zum 9. Januar 2022 läuft. Die Schwerpunkte dieser Ausstellung fanden großes Interesse bei Ángela, sowie die Tatsache, dass das ZKM in verschiedenen Ländern Lateinamerikas bereits tätig ist. Ein Aspekt der Reise von Ángela durch Europa war die Suche nach Inspiration und Impulse für die Organisation der zukünftigen HAY Festivale in Arequipa. Der Besuch des ZKM war für sie ein echter Highlight in diesem Zusammenhang.


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Zur Internetpräsenz der Ausstellung »CRITICAL ZONES«: https://critical-zones.zkm.de



Farben, Geschmäcker und Temperaturen - Ein Reisebericht von Ángela Delgado

Ich bin voll von Farben, Geschmäckern, Temperaturen, Empfindungen, Bildern und Klängen. Von Blicken, von Stimmen.

Fast dreißig Tage zwischen Paris, Marrakesch, Nantes, Chartres, Stuttgart und Umgebung - Gärtringen, Herrenberg, Tübigen, Heidelberg und Karlsruhe - gaben mir wieder einmal die Gelegenheit, das zu genießen, was ich am meisten liebe: zu reisen, um mich selbst zu finden, um mir selbst durch andere, Bekannte und Unbekannte, näher zu kommen, um zu lernen, um zu beobachten. Andere Orte, andere Klimazonen, andere Menschen bereichern nicht nur meine Sinneserfahrungen, sie beflügeln auch meine Phantasie und ermöglichen es mir, zusätzliche Wege auf der Straße des Lebens zu finden.

Paris ist die Stadt, in die ich immer wieder zurückkehren möchte. Vielleicht ist es ihre Schönheit, die mich verführt, auch wenn ich spüre, dass sie für die Betroffenen keine einfache Stadt ist. Städte sind wie Menschen, die genießen und leiden, alles hängt von verschiedenen Bedingungen ab: wirtschaftlich, beruflich, familiär, gefühlsmäßig. Ich habe in der U-Bahn viele traurige Gesichter gesehen, viele Anzeichen von Einsamkeit, Frustration und Mangel. Überrascht hat mich auch die Zahl der älteren Menschen, die ohne Hilfe auf sich allein gestellt sind, ohne einen Arm, der sie vor einem Sturz bewahrt. Ich fragte mich, ob sie allein leben, ob sie Kinder, Familie, Freunde haben. Je näher der Winter rückt, desto ausgeprägter werden die Grautöne.

In Marrakesch, wo sie mich auf Arabisch ansprachen und dachten, ich würde sie verstehen, hielt ich inne, um über unsere Gemeinsamkeiten nachzudenken, trotz der Entfernung, die uns trennt. Abgesehen von der Unordnung, der Ungezwungenheit und dem verrückten Verkehr ist der Unterschied zwischen den sehr, sehr Reichen und den sehr, sehr Armen unübersehbar. Es gibt Unterschiede, und sie sind wertvoll, aber dieser eine, der vom Geld geprägte, ist schmerzhaft.

In Nantes habe ich Frankreich von einer anderen Seite kennengelernt und die Gelegenheit gehabt, Anne M.M. wiederzutreffen, jene französische Freundin, die uns in der ersten Phase der Pandemie begleitet hat. Ich besuchte sie nach meiner Reise nach Marrakesch, wo ich die schreckliche Angst verspürte, wegen der von der marokkanischen Regierung angesichts der Zunahme der Covid-Fälle verhängten Beschränkungen bleiben zu müssen.

Die Grenzen wurden zur Unzeit geschlossen, nur zwei Tage vor meiner Rückkehr nach Frankreich, und als ich dem Taxifahrer zuhörte, der mir erzählte, dass er in der ersten Welle ein spanisches Ehepaar aufnehmen musste, das - wie Anne bei uns - in seinem Haus untergebracht war, halluzinierte ich von der "Möglichkeit". Glücklicherweise wurde die Frist für die Grenzschließung verlängert, und ich konnte wie geplant abreisen, nach sieben unvergesslichen Tagen in Marrakesch, mit Besuchen in Essaouira und Ourika... dem Meer und den Bergen.

Mir bleiben die ockerfarbenen Mauern, die Schönheit des Himmels, der Reichtum der Aromen, die vielen Katzen auf der Straße und die Augen der Menschen. Der Blick, ihr durchdringender und tiefer Blick.

Chartres war am Samstag trotz des Regens ein Genuss. Sich in einem Restaurant vor der Kathedrale niederzulassen und eine köstliche Ente à l'orange zu genießen, bevor man die Kirche betritt, wird man nie vergessen. Es war eine großartige vorbereitende Erfahrung, Frankreich zu verlassen und nach Deutschland zu gehen, nach Stuttgart und Umgebung, wo die besten Gastgeber auf mich warteten.

Alles trug dazu bei, dass dieser Besuch zu einem Kompendium von Erlebnissen wurde, die vom gemeinsamen Lachen geprägt waren. Es waren spannende und nährende Tage, denn alles ist besser, wenn man Gleichgesinnte trifft. Vielen Dank noch einmal an Niurka Zúñiga, ihre Familie und Luna, deren hündische Zärtlichkeit mich an Hannah erinnert hat.

Und wie könnte ich Ariana Málaga nicht für die tolle Fahrt in Heildelberg danken; Guerlio Peralta und seine Frau Martina für ihre Zeit und ihre Gesellschaft. Der Besuch des ZKM und der Empfang durch den Leiter der kuratorischen Abteilung Philipp Ziegler dank Guerlios Vermittlung war ein weiteres unvergessliches Geschenk dieser Reise.

Die Sterne standen günstig, um mir tolle Kunstausstellungen zu ermöglichen, wie die von Vivian Meier, dessen Fotografien mich nach wie vor fesseln, oder die von Damian Hirst, der mir trotz aller Kritik an seinen Kirschblüten wegen ihrer Textur und Energie gefiel. Unvergesslich war auch die Gelegenheit, Annie Leibovitz in der Französischen Nationalbibliothek live zu hören (ohne vorherige Planung), nachdem ich die Baudelaire gewidmete Ausstellung zum zweihundertsten Jahrestag seiner Geburt besucht und mich mit Jill Danger ausgetauscht hatte, die ich gerne weiterhin treffen würde.

Und wer hätte gedacht, dass wir in Tübingen in den Genuss einer Ausstellung kommen würden, die dem Werk von Marina Abramovic gewidmet ist, ohne darüber nachzudenken.
Ich glaube, so ist es, wenn man sich der Güte und Großzügigkeit des Universums öffnet und bereit ist, sich (angenehm) überraschen zu lassen. Davon zeugen auch meine Besuche im Musée d'Orsay, in der Sammlung Pinault und in der Fondation Louis Vuitton, wo ich weniger Russen sah als in der Nähe der gleichnamigen Boutique.

Ahhh, und meine Dankbarkeit gegenüber drei sehr unterschiedlichen, aber gleichermaßen coolen Freunden: mit Jean-Pierre Charbonneau durch Paris zu spazieren, war eine Lektion in Ethik und Ästhetik; Nelson Vallejo über seine kolumbianisch-französische Dualität zuzuhören, sowie ein super Ramen in Paris zu probieren, hat mich wirklich begeistert, und mit Juan Diego Vergara zu plaudern, wenn auch nur kurz, im Picasso-Museum, war ein weiterer schöner Moment der Reise.

Ich bin sehr dankbar für die Zauberer in meinem Leben, die voller Energie sind und mich (neu) erschaffen wollen. Carolina, meine langjährige Freundin und Bindeglied zu meiner Kindheit ist über meine Berichterstattung begeistert. Sie selbst hat nie aufgehört, über jeden Ort, den sie sah, und jede Person, die sie traf, zu staunen... obwohl sie ein paar Mal dafür "bestraft" wurde...

Titelfoto:
Fujiko Nakaya, »CLOUD WALK @ZKM Negative Sculpture«, 2019
© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, Foto: Felix Grünschloss

Über den Autor

Guerlio Peralta

Guerlio Peralta

Guerlio Peralta verfügt über langjährige Erfahrung im Management von IT-Projekten im CRM- und Support-Bereich. Seit 2007 hat er sich auf die Konzeption, Erstellung, Administration und Pflege von Internet-Portalen spezialisiert. Bei Peru-Vision ist er redaktionell zuständig für die Bereiche Tourismus und Gastronomie. Außerdem ist er zuständig für Technik, Kultur und Multimedia sowie für den Vertrieb.

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