18. November 2025

Walter Prötzel - Perus Bier hat Geschichte und Namen

Von Guerlio Peralta, Narbo Peralta - Redaktionsteam, Martina Vogt - Freie Mitarbeiterin, Themen Nachrichten zur peruanischen Gastronomie

Walter Prötzel - Perus Bier hat Geschichte und Namen

„Du wirst der nächste Braumeister sein“, bestimmte sein Großvater, selbst ein bedeutendes Glied in einer langen Dynastie von Berliner Brauern. Diese Worte prägten Schicksal und Identität des jungen Peruaners Walter - in Seele, Herz und Leben.

Als Schwiegersohn eines fränkischen Diplom-Braumeisters kenne ich die Wechselfälle dieses anspruchsvollen Handwerks. Ein Vorschlaghammer mit einem Kopf so groß wie ein Zweiliter-Bierkrug und eine Zange mit meterlangen Armen schmückten unseren kleinen Hausbiergarten. Sie waren stille Zeugen jener Nachkriegsnächte, in denen in den Brauereikellern die Lehrlinge - wahre Magier in der Ausbildung - mit bloßem Oberkörper große Eisblöcke zerkleinerten. Dieses Eis in Jutesäcken, die zusammen mit den Eichenfässern zu den Wirtschaften transportiert wurden, hielt das Bier kühl: Die kostbare Frucht ihrer Mühen.

Der Peruaner teilt etwas mit den schwäbischen Tüftlern, jenen legendären Erfindern, Ingenieuren und Handwerkern des deutschen Südwestens, die mit Geduld, Präzision und Einfallsreichtum arbeiten, um Mechanismen und Prozesse zu verfeinern. Aus dieser Zunft stammen Carl Benz, Gottlieb Daimler und Robert Bosch - weltweit bekannte Unternehmer.

Man betrachte nur die peruanische Gastronomie, heute zweifache Weltmeisterin, und die wachsende Kraft des nationalen Craft-Biers, das mit beharrlichem Gären eine leuchtende Zukunft ankündigt - in jenem weiten Universum, das traditionell von Wasser, Malz, Hopfen und Hefe bestimmt wird: Den Grundpfeilern des Reinheitsgebots.

Von diesem Geist getragen, trat Walter 1983 eine Reise an, die ihn zuerst zum Studium nach Deutschland führte und später in den Beruf des Braumeisters. Und vielleicht war es in einem jener magischen Momente, wenn das Thermometer vom Grund der Maische plötzlich auftaucht, dass sich in ihm die Überzeugung festigte, Peru habe einen eigenen Platz im Universum des Bieres.

Nach vielen Jahren in der größten Brauerei Perus widmet er sich heute der Beratung von Mikrobrauereien - im Bewusstsein, dass dort der Nährboden einer peruanischen Bierkultur heranwächst. Einer Kultur, die längst lokale Zutaten wie violetten Mais, Quinoa und Kakao integriert und im Dialog steht mit der uralten Tradition der Chicha de Jora.

Die Welt des Weines ist bereits den Reizen der peruanischen Küche erlegen - man denke nur an den deutschen Riesling Kabinett, der sich als leidenschaftlichste Paarung mit dem Cebiche erklärte. Und nun schreitet auch das peruanische Craft-Bier entschlossen voran: Mit Stilen und Aromen für jeden Winkel des kulinarischen Kosmos des Landes.

Dieser Auftrieb zeigt sich auch in internationalen Auszeichnungen: Etwa in den zwei Gold- und einer Silbermedaille, die das Bier Cerveza 7 Vidas aus Tacna beim European Beer Star 2025 in Deutschland, der Biermetropole, gewann.

Zwischen Hopfen und Malz

In seinem neuen Buch Zwischen Hopfen und Malz zeigt Walter Prötzel, dass Peru das Bier schon vor langer Zeit zu seinem zweiten Nationalgetränk neben dem Pisco erhoben hat. Und er legt überzeugende - ja unwiderstehliche - Gründe dar, warum das Land sein bierkulturelles Schicksal voll und ganz annehmen sollte, mit Botschaftern eigener Aromen und Stile in jeder Region.

Seiner Überzeugung nach ist der Peruaner kreativ und hat gelernt, Zutaten zu nutzen, die in anderen Breitengraden nicht existieren. Er hat begonnen, mit dem gewaltigen Repertoire an Geschmacksnuancen des Landes zu experimentieren. „Wir müssen niemanden imitieren … und es wird sehr schwer sein, uns zu imitieren“, sagt er.

Walter betont, dass Bier eine gemeinsame Sprache ist, die zur Feier in Gemeinschaft einlädt; man braucht nur durchs Land zu reisen, um seine natürliche Präsenz bei Patronatsfesten und allen möglichen Veranstaltungen zu erleben. Vielleicht schenken wir dem Bier gerade wegen dieser Allgegenwärtigkeit nicht die Anerkennung, die es verdient.

In einer Zeit, in der die deutsche Automobilindustrie Gegenwind verspürt, sind es Bier, deutsches Brot, Wurstwaren und Feste wie das Oktoberfest Peru, der Rahmen dieses Gesprächs mit Walter Prötzel, welche eine Facette der deutschen Präsenz im Land hervorheben, die stets vorhanden war, sich heute jedoch mit neuer Kraft zeigt.

Ein Erbe, so sichtbar wie das von Alexander von Humboldt und Maria Reiche.



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Über den Autor

Guerlio Peralta

Guerlio Peralta

Verfügt über langjährige Erfahrung im Management von IT-Projekten im CRM- und Support-Bereich. Seit 2007 hat er sich auf die Konzeption, Erstellung, Administration und Pflege von Internet-Portalen spezialisiert. Bei Peru-Vision ist er redaktionell zuständig für die Bereiche Tourismus und Gastronomie. Außerdem ist er zuständig für Technik, Kultur und Multimedia sowie für den Vertrieb.

Narbo Peralta - Redaktionsteam

Narbo Peralta - Redaktionsteam

Fotografie, Berichterstattung, Grafikdesign, Webdesign.   |   Professionelle Linse und Webredakteur der peruanischen Weltsicht. Fokussiert auf entscheidende Fakten von hier und da.

Martina Vogt - Freie Mitarbeiterin

Martina Vogt - Freie Mitarbeiterin

Hat bereits eineinhalb Jahre in Mittelamerika gelebt und mehrere Länder des lateinamerikanischen Kontinents bereist. Sie ist in Oberndorf am Neckar geboren, eine Schwäbin also und fühlt sich mit Peru, speziell mit Arequipa seelenverwandt. Das mag durch ihren Ehemann Guerlio Peralta herrühren, mit dem sie seit 2009 verheiratet ist. Martina Vogt ist Mitglied im Redaktionsteam von Peru-Vision.

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