27. Januar 2025
Agrarexporte als tragende Säule des peruanischen Wirtschaftswachstums
La Piuranita in Zürich und der Latino-Markt in Mailand als Beispiele
Peru schloss das Jahr 2024 mit einem Exportrekord ab, der zu einem Außenhandelsüberschuss und einem Anstieg der Devisen im Land führte. Der Überschuss betrug 2,2 % des BIP und die Währungsreserven stiegen gegenüber dem Vorjahresende um 12.177 Mio. US-Dollar auf 83.210 Mio. US-Dollar. Die Warenexporte beliefen sich im Zeitraum Januar-November 2024 auf 67,558 Mrd. US-Dollar. Bergbau und Landwirtschaft trugen mit 87% am meisten zu diesem Wachstum bei. Die drei wichtigsten Exportprodukte waren: Gold, Kupfer und Blaubeeren. Von den Gesamtexporten entfielen 34% auf China, 12% auf die USA und 11% auf die EU.
Bei dieser Entwicklung fällt auf, wie sich die nichttraditionellen Agrarexporte und hier insbesondere die Frischprodukte entwickelt haben. Diese Entwicklung soll im Folgenden für Europa näher betrachtet werden.
Jüngste Entwicklung der Agrarexporte
Die Agrarexporte stiegen im Zeitraum Januar-November 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 23% auf 11,33 Mrd. USD (16,5% der Gesamtexporte). Die Exporte von frischen Blaubeeren, Kakao und Kakaoerzeugnissen sowie Kaffee beliefen sich auf 2 Mrd. USD (+46,3%), 1,2 Mrd. USD (+203%) bzw. 1 Mrd. USD (+46,6%). Während die USA mit 1,1 Mrd. USD der größte Abnehmer von frischen Heidelbeeren waren, waren es in der Europäischen Union Kaffee mit 450 Mio. USD, Avocados mit 750 Mio. USD und Kakao mit 323 Mio. USD.
Faktoren, die zum Erfolg dieser Entwicklung beigetragen haben
Die Unterzeichnung von mehr als zwanzig Freihandelsabkommen und die zunehmende Präsenz auf internationalen Messen wie der Fruit Logistica in Berlin und der Biofach in Nürnberg sind auf Makroebene bezeichnend.
Im operativen Bereich ist die sogenannte „Gastronomische Handelsstrategie“ erfolgreich gewesen. Perus nutzt die weltweite Beliebtheit der peruanischen Küche, um neue Märkte für lokale Produkte zu erschließen. Konkret sieht diese zum Beispiel in Spanien wie folgt aus:
- Kooperation mit Restaurants: Über 230 spanische Restaurants arbeiten direkt mit peruanischen Produzenten zusammen. Diese Partnerschaften helfen, den Bedarf der europäischen Gastronomie mit frischen Zutaten aus Peru zu decken.
- Gezielte Anpassung: Restaurants kommunizieren ihre spezifischen Anforderungen an Produkte wie Mangos, Limetten und Kurkuma, wodurch peruanische Exporteure ihre Lieferungen optimal anpassen können.
- Transitzeiten optimieren: Während der Hauptsaison wird die Transitzeit durch spezielle Schifffahrtsdienste auf 15 Tage reduziert, was die Frische der Produkte gewährleistet.
- Direkte Marktzugänge: Exportförderer schaffen Verbindungen zu europäischen Importeuren, um die Lieferkette effizient zu gestalten.
La Piuranita: ein Lebensmittelgeschäft mit Sitz in Zürich
Die aus dem Norden Perus stammenden Unternehmerinnen Caroll Cárdenas und Myrtha Baca gründeten im vergangenen Jahrzehnt in Zürich das Lebensmittelimportgeschäft „La Piuranita“. La Piuranita begann als einfacher Verpflegungsstand im Hauptbahnhof Zürich und entwickelte sich dank der großen Nachfrage und der Unterstützung der Lieferanten zu einem florierenden Geschäft.
Die Gründerinnen erzählen die Entstehungsgeschichte ihres Unterfangens: „Als Migrantinnen in Europa vermissten wir die Gerüche und Geschmäcker unserer Kindheit, wir freuten uns darauf, unsere Familien in Peru zu besuchen, wir kamen mit einem Koffer voller Produkte zurück und fragten uns mit dem Herzen in der Hand, ob die Zollbeamten uns durchlassen würden oder ob wir Steuern zahlen müssten. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, die Möglichkeit zu schaffen, die Produkte jederzeit griffbereit zu haben, ohne auf den Urlaub warten und die übliche Odyssee durchmachen zu müssen.“
Seitdem ist „La Piuranita“ ein beliebtes Geschäft für Peruaner und Lateinamerikaner. Sie bieten hochwertige peruanische und lateinamerikanische Produkte an und überraschen immer wieder mit einem Gericht aus der vielfältigen peruanischen Küche.
Unzufrieden mit ihren Lieferanten haben sie vor einigen Jahren beschlossen, den Import selbst in die Hand zu nehmen und erhalten nun einmal wöchentlich eine Lieferung frischer und anderer Produkte per Flugzeug. Inzwischen ist Ihre Kundschaft auch im Zürcher Publikum bekannt und peruanische Restaurants in Zürich, Bern, Basel und Genf beziehen Ihre Zutaten ebenfalls von Ihnen. La Piuranita hat es verstanden, die Kühlkette der Frischprodukte zu verlängern. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen in geeignete Kühlräume investiert, um die Frische der Produkte zu gewährleisten.
La Piuranita ist stolz darauf, Teil des Wachstums innerhalb und außerhalb ihrer Länder zu sein. Dies motiviert sie, weiterhin nach dem Besten auf dem lateinamerikanischen Markt zu suchen und den Europäern die Möglichkeit zu geben, diese exquisiten Spezialitäten, die sie als exotisch bezeichnen, zu genießen und kennen zu lernen.
Die Zukunftsvision der Piuranita sieht die Positionierung als bedeutender Anbieter peruanischer Produkte in der Schweiz und in Europa vor. Die Grundlage dafür ist die kontinuierliche Verbesserung des Service und die Erweiterung des Angebots.
Der „Mercado Latino” in Mailand
Die peruanische Gemeinschaft in Mailand ist mit ca. 15.523 (2022) Personen die viertgrößte ausländische Gemeinschaft in der Stadt. Sie wird nur von den Gemeinschaften der Ägypter, der Filipinos und der Chinesen übertroffen. Die norditalienische Metropole beherbergt mit hoher Wahrscheinlichkeit die größte Anzahl peruanischer Restaurants in Italien. Das Portal von PromPeru führt 27 Einträge in seiner Liste auf.
Diese Entwicklung könnte die Voraussetzungen für die Entstehung eines „Mercado Latino“ an der Piazza XXIV de Maggio in Mailand geschaffen haben. Dieser Markt hat täglich zwischen 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet. Die meisten Marktstände werden von Peruanern geführt, die wöchentlich mit peruanischen Produkten via Luftfracht beliefert werden.
Fotogallerie Latino-Markt in Mailand
Fazit
Perus Erfolg in der Fruchtindustrie ist das Ergebnis eines umfassenden Ansatzes, der Gastronomie, Nachhaltigkeit und die Förderung kleiner Unternehmen miteinander verbindet. Die strategische Nutzung seiner natürlichen Vorteile und die gezielte Unterstützung von Produzenten haben das Land zu einem Vorreiter in der globalen Agrarwirtschaft gemacht. Mit seinem Engagement für Qualität und Innovation bleibt Peru gut positioniert, um seine Marktanteile weiter auszubauen und gleichzeitig ein Modell für nachhaltiges Wachstum zu sein.