Armut und Armutsbekämpfung
Peru weist eine starke Konzentration des Reichtums auf wenige Städte, meistens an der Küste auf, während die ländliche Bevölkerung des Berglands in Armut lebt. Knapp sieben Millionen Peruaner leben unter der Armutsgrenze, das sind 22,7 Prozent der Bevölkerung (2014). Diese Quote hat sich gegenüber dem Jahr 2007 nahezu halbiert. Haushaltseinkünfte und Lebenshaltungskosten klaffen regional auseinander: In Lima betrug das monatliche Pro-Kopf-Einkommen im Jahr 2014 1.134 Soles, in den übrigen Küstenstädten 881 Soles, in den Städten der Anden 957 Soles und in Ostperu 796 Soles (mehr Informationen zu aktuellen Entwicklungen).
Salomón Lerner Ghitis, Premierminister, räumte in seiner Erklärung vom 25.08.2011 vor dem peruanischen Kongress, der Frage des sozialen "Einschlusses" große Bedeutung ein. Das neugeschaffene Ministerium für Entwicklung und sozialer Einschluss unter Leitung der Volkswirtin Carolina Trivelli Avila wird Programme, die bislang in verschiedenen Ministerien zerstreut waren (Präsidialamt, Frauenministerium, usw.), in einer Behörde bündeln, um somit zielgerichteter und schlagkräftiger gegen die Armut vorgehen zu können.
Die für die Entwicklungszusammenarbeit auf peruanischer Seite zuständige Institution, APCI (Agentur zur Koordination der Internationalen Zusammenarbeit), hat die Armutsbekämpfung im Einklang mit der nationalen Regierungspolitik als prioritär erklärt.
Eine Korrelation zwischen extremer Armut in den Regionen und durchgeführter Entwicklungszusammenarbeit für 2005 zeigt, dass arme Regionen, wie Huancavelica beispielsweise, deutlich weniger Mittel als Lima und Cusco erhalten. Die APCI verfolgt eine Politik zur stärkeren Einbindung der Regionalregierungen bei der Lokalisierung und Umsetzung von Entwicklungsprojekten.
Bei der Koordination der Entwicklungszusammenarbeit mit ausländischen Gebern werden ebenso diese Zielsetzungen angestrebt, wie die Länderstrategiepapiere mit der EU, IADB und andere Geberländer beweisen.
Ob die ländliche, arme Agrarbevölkerung - trotz Bemühungen der staatlichen Politik - von der positiven Wirtschafts- und Exportentwicklung profitiert, bleibt abzuwarten. Sollte dies nicht der Fall sein, wird sich die Armutsschere vergrößern, die künftig zu verstärkten innenpolitischen Spannungen führen kann.
Innerhalb Perus besteht Konsens darüber, gegen die Armut vorzugehen. Peru kommt beim Erreichen der Milleniumziele (BMZ, Weltbank) voran.
Weitere soziale Indikatoren sind nicht unbedingt ermunternd, Peru belegte 2011 Platz 80 von 187 Ländern (2004: 85) nach dem Human Development Index. Seit dem Human Report 2010 wird auch eine Prognose für das laufende Jahr gemacht.
Inländische Initiativen zur Überwindung von Armut
1995 initierte der Bauernverband "Federación Departamental de Campesinos del Cusco" mit der Unterstützung des Instituts für alternative Landwirtschaft IAA (Interview mit dem Institutsleiter Carlos Paredes Teil 1, Teil 2) das Programm "Sierra productiva" (produktives Bergland) in einer Gemeinde des Departamento de Cusco. Das Programm bestand darin 18 ausgewählte angepasste Technologien in von extremer Armut betroffenen kleinen bäuerlichen Kleinbetrieben umzusetzen.
Diese Technologien wurden in einem über 3 Jahre verteilten Plan von lokalen Wissensvermittlern, genannt Yachachiqs, an die Mitglieder der Kleinbetriebe weitergegeben. Auf diesem Weg haben bis 2010 mehr als 35 000 Familien diese Technologien erlernt, angewandt und haben somit die extreme Armut in verschiedenen Gegenden Perus überwunden. Die Regionalregierungen der drei ärmsten Regionen Perus: Apurímac, Ayacucho und Huancavelica haben beschlossen das Program "Sierra productiva" flächendeckend in allen bäuerlichen Kleinbetrieben ihrer Regionen einzuführen. Die "Siemens Stiftung" engagiert sich in einem Projekt der Regionen Canas/Cusco im Hochland und Ica/Pisco in der Küstenregion Perus.