01. Mai 2013

Kleinstkredite für Bäuerinnen in Puno

Von Sara Basurco - Freie Mitarbeiterin, Gerardo Basurco, Themen Binnenwirtschaft | Soziale Entwicklung | Landwirtschaft

Muhammad Yunus Grameen-Bank in Peru angekommen

Kleinstkredite für Bäuerinnen in Puno

Das Departement Puno ist eines der ärmsten des Landes, insbesondere was die ländliche Armut anbelangt. Puno hat eine Bevölkerung von ca. 1,3 Mio., davon gelten 62,8% als arm (2009). In einigen ländlichen Distrikten erreicht die Armutsquote sogar Werte von über 90%. Die arbeitsfähige Bevölkerung des Departements Puno widmet sich hauptsächlich der Agrarwirtschaft, dem Handwerk und dem Bergbau.

Im Jahre 1998 beschloß Rosanna Ramos nach einer Begegnung mit dem Gründer der Grameen-Bank und Friedensnobelpreisträger, Muhammad Yunus, nach Peru zurückzukehren und sich der Finanzierung von Mikroprojekten für die ärmsten Peruaner zu widmen. Bis dahin hatte die Peruanerin Rossana Ramos wichtige Positionen bei der Citibank in den Vereinigten Staaten inne.

Landkarte Daten PunosHeute ist Rossana Ramos Präsidentin des Verwaltungsrats der „Caja los Andes“ (Die andine Sparkasse), wie die Grameen-Bank Punos heißt.

Wie sieht das Geschäftsmodell der „Caja los Andes“ aus?

Die Bank geht zu den potentiellen Kunden in die ländlichen Gebieten und nicht umgekehrt. Die Bäuerinnen sind die Zielgruppe der Bank. Die Frau ist verantwortlich für die Versorgung der Kinder und der ganzen Familie und konzentriert sich auf ihre familiären Aufgaben. Genauso verhält es sich in Bezug auf ihre geschäftlichen Tätigkeiten: sie führt ihre Geschäfte sehr effizient und hat sich als zuverlässig erwiesen (kaum Ausfallquoten bei vergebenen Krediten). Den Bäuerinnen werden kleine Kredite für landwirtschaftliche Projekten vergeben, z. B. 150 Euro für den Erwerb einer Milchkuh.

Die „Caja“ arbeitet nicht nur mit Kleinstkrediten, sie bietet auch innovative Versicherungen für ihre Klientel an. 90% der Kreditnehmerinnen schließen mit der Kreditaufnahme auch eine Lebensversicherung bei der „Caja“ ab. Die „Caja“ arbeitet daran ihren Kunden auch weitere Versicherungen anzubieten, z.B. die Absicherung ihres Vermögens (beispielsweise die erworbene Milchkuh).

Bäuerinnen in der CajaWelche Ziele verfolgt die „Caja“?

Frau Ramos skizziert das Ziel als die Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Rentabilität und sozialem Impakt. Es geht der „Caja“ darum neue Kunden zu gewinnen und nachhaltige Projekte zu fördern. Es hat sich gezeigt, dass die Kapitalumschlagshäufigkeit bei den Kreditnehmerinnen recht hoch ist. Frau Ramos erzählt: „Die Kreditnehmerinnen haben einen Gewinn von 100 S/. (Soles ist die peruanische Währung, 1 Euro=3,40 S/.) im Monat, damit können Sie mir die Zinsen zurückzahlen und haben einen Gewinn von 1 bis 2 S/. am Tag“. Dies bedeutet, dass die „Caja“ keine Subventionsgeschäfte betreibt, sondern dass das Geschäft mit den Bäuerinnen durchaus lukrativ sein kann. Eine „Win-win-Situation zwischen der Zielgruppe und der Bank kommt zustande. Durch die Aktivität der Bank werden produktive Tätigkeiten unterstützt, die sichere Arbeitsplätze, Einkommen und Nachfrage schaffen. Die zurückbezahlten Gelder und der Gewinn der Bank können weiteren Kreditnehmern zur Verfügung gestellt werden. Gelingt es der Bank, ihre Aktivitäten in weiteren ländlichen Gebieten zu etablieren, könnte durch dieses Modell einen bedeutenden Beitrag zur Reduktion der Armut - besonders der extremen Armut - geleistet werden.

Gefragt nach Ihrem Befinden „in der Pampa“ im Vergleich zu ihrem früheren Leben in den USA, antwortet Frau Ramos: „Was mir die Bäuerinnen zurückgeben, haben mir die Kunden in den USA nie gegeben. Eine Kreditnehmerin sagte mir, du hast mir das Leben gerettet.“

Gibt es etwas Schöneres als das?

Rossana Ramos zusammen mit Muhammad Yunus als ihm am 17.04.2013 die Goldmedaille des US-Kongresses verliehen wurde (Foto).

Die Zeitschrift "Semana Económica" interviewte Rossana Ramos (Video auf Spanisch)

 

Links zu ähnlichen Projekten

Die "Caja de Piura" im Norden Perus (Video mit dem Geschäftsführer Pedro Talledo)

Über den Autor

Gerardo Basurco

Gerardo Basurco

Er betätigt sich als Berater und Projektleiter in der Privatwirtschaft und ist Dozent in Entwicklungspolitik und Landeskunde Lateinamerikas für die AIZ/GIZ. Zudem verfügt er über langjährige Erfahrung in der Kooperation zwischen Deutschland und Lateinamerika.
Bei Peru-Vision ist er zuständig für den Bereich Wirtschaft und Politik sowie Consulting.

Bitte Kommentar schreiben

Sie kommentieren als Gast.