05. Juli 2016

Alfonso Jaramillo Llorente: Ein Zahnarzt aus zwei Welten

Von Peru-Vision - Die Informationsplattform für Peru, Themen Medizin / Pharma | Newsletter - 2016 - 07 Juli

Alfonso Jaramillo Llorente: Ein Zahnarzt aus zwei Welten

Alfonso Jaramillo Llorente ist ein Zahnarzt aus zwei Welten, ein Peruaner, der in Lima geboren ist und 30 Jahre Berufserfahrung in Deutschland gesammelt hat. Nun mit schon 60 Jahren, widmet er immer noch den Großteil seines Daseins seinen zahlreichen Patienten, die ihm vertraut haben. Es gibt für ihn nichts Besseres, als das ehrliche und optimistische Lächeln, mit dem seine Patienten ihm nach erfolgreicher Behandlung danken.

Alfonso ist ein gutes Beispiel dafür, dass es keinen Unterschied zwischen der Ersten und der Dritten Welt gibt, wenn das nötige Know-How, die berufliche Qualifikation und der Wille zum Dienste der Menschheit sich in einer Person vereinigen.


PV:Warum sind zahnärztliche Behandlungen teurer als die Behandlungen anderer medizinischen Fachrichtungen?

Ich sehe das nicht so. Wir müssen zwischen einer rein klinischen Untersuchung und einer chirurgischen oder therapeutischen Behandlung durch den Zahnarzt unterscheiden und in den meisten Fällen auch die zusatztlichen handwerklichen Leistungen des Zahntechnikers berücksichtigen.

Die zahnärztlichen und ärztlichen Untersuchungen haben im allgemeinen den gleichen Preis, aber wenn zusätztlich der Zahntechniker seine Arbeit leisten muss und dazu noch die Materialkosten berücksichtigt werden müssen, dann steigen natürlich die Kosten. Der Zahntechniker muss außer Anatomie und Gnatologie auch über Biomaterialien umfangende Kenntnisse haben; er ist ein richtiger Künstler in unseren Team.

Wenn der Zahnarzt eine Behandlung durchführt, verwendet er besondere Materialien, welche die Kosten erhöhen. Diese Materialien werden einer rigorosen Untersuchung unterzogen. Sie müssen einer feuchten Umgebung und der sauren und chemischen Wirkung der Nahrungsmittel und der Mundflora standhalten. Außerdem müssen sie eine Last von über 100 Kg/cm² bei physiologischen Aktivität aushalten, und sogar höheren Belastungen von bis zum 480 Kg/cm² wie z.B. bei schweren Bruxismus (Zähneknirschen).

Dr. Alfonso Jaramillo Llorente

Unter diesen Umständen müssen wir erprobte Materialien einsetzen, die nicht nur biokompatibel seien müssen, sondern auch in Harmonie mit dem Körper phyisiologisch zusammen arbeiten sollen. Alle diese wissenschaftliche Prozesse und ihre experimentellen Phasen steigern die Preise der zahnärztlichen Materialien und somit auch die einer zahnärztlichen Behandlung.

Weiterbildungen und Aktualisierung spielen in der modernen Zahnmedizin auch eine wichtige Rolle, dessen Kosten noch zusätzlich zu berücksichtigen sind.

PV: Wenn die Gesundheit nicht nur als ein funktionierendes organisches und körpelisches Wohlbefinden zu betrachten ist, sondern auch die psychologische und emotionale Balance eine Rolle spielt, warum decken nahezu weltweit die Krankenversicherungen nicht die sogenannte kosmetische Zahnmedizinische Behandlung?

Genau. Die Gesundheit des Menschen ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und bedeutet nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.

Eine Kosmetische Behandlung hat ein „Ästhetisches Resultat“ als Ziel, aber „Ästhetik“ ist ein subjektives Konzept abhängig der jeweiligen soziokulturellen Umgebung. Im allgemeinen handelt es von dem äußeren Erscheinungsbild und dessen Anpassung an das gängige Schönheitsideal einer Gesellschaft.

In sehr wenigen Fällen wird eine kosmetische Behandlung als notwendig angesehen, so dass für den Patient eine psychische oder seelische Störung bedeutet.

Mit der Entwicklung der Technologie tauchen auch in der Zahnmedizin neue Methoden und Möglichkeiten der Diagnostik, Behandlung und Rehabilitation auf, so dass der Anspruch der Patienten gegenüber solchen Entwicklungen steigt.

Die Verwalter des Gesundheitswessen in unserem Land legen die Konzepte der Grundversorgung, Richtlinien und Maßnahmen fest, damit für eine ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Behandlung in der Versorgung der Bevölkerung zu gewähren ist. Unter diesen Umständen ist keine Kosmetische Bahandlung ohne medizinische Indikation vertretbar.

PV: Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zahnmedizinischen Versorgung in Europa und in den südamerikanischen Ländern?

Beide Systeme versuchen, mit der Grundversorgung den zahnärztlichen Bedarf der Bevölkerung zu decken, aber mit unterschiedlichen Resultaten.

Zwischen den Ländern Europas haben wir auch unterschiedliche Gesundheitssysteme. Vor allem, wenn wir über das deutsche System sprechen, werden wir sehen, dass dieses System weitgehend die Notwendigkeit der zahnärztliche Versorgung der Bevölkerung erfüllt, ein System, in dem Versicherungsunternehmen eine zentrale Rolle spielen, und wo der Staat die Aufsichtsfunktion durchführt. Dieses System nutzt die Infrastruktur der privaten Praxen und Kliniken zum Zwecke der Erfüllung der Nachfrage der Bevölkerung.

Trozt der Wirksamkeit des Deutsches Gesundheitssystems tauchen heutzutage wirtschaftliche Probleme auf, gerade durch die unaufhaltsame Entwicklung der Medizin und Technologie mit moderne Diagnose und Behandlungsmethoden, deren Kosten nicht von dem Gesundheitssystem übernommen werden können. Das steigende demographische Alter der Bevolkerung erschwert es dem Gesunheitssystem noch zusätzlich.

Unter den Südamerikanischen Ländern zeigt sich noch deutlicher der Unterschied, in Korrelation mit dem inneren Leben der jeweiligen Geselschaften, den Unterschieden zwischen städtlichen und ländlichen Gemeinschaften, sowie in dem sozialen Unterschieden zwischen reich und arm.

Die Öffentlichen Gesundheitssysteme mit einer relativ reduzierten Antwortbereitschaft interagieren mit staatlischen und halbstaatlichen Institutionen der sozialen Sicherheitssysteme und bieten ihre Dienste an die Familien, deren Einkommen mit formalen Arbeitsplätzen verbunden sind; doch ein Großteil der Bevölkerung lebt von Schwarzarbeit. Parallel besuchen die Sektoren mit größerer Kaufkraft die privaten Institutionen und zahlen selbst oder greifen auf private Krankenversicherungen zurück.

Das Soziale Gesundheitssystem mit seiner begrenzten institutionellen und finanziellen Kapazität fördert indirekt die Entstehung von privaten Anbietern und Versicherungen, welche dann von den solventen sozialen Gruppen in Anspruch genommen werden.

Anzumerken ist, dass die öffentlichen Leistungen nur einen kleinen Teil der modernen Behandlungsmethoden der Zahnmedizin decken. Das Problem ist häufig der Mangel an Infrastruktur und moderner Ausrüstung; insofern entsteht eine güngstige Lage für die privaten Anbieter, die durch das Angebot besserer Technologie und ständiger Aktuallisierung die bschriebene Situation zu nutzen wissen.

Dr. Alfonso Jaramillo Llorente

PV: Als Zahnarzt, der ca. 30 Jahre in Deutschland gearbeitet hat, welche Erfahrungen haben Sie gesammelt und in Peru eingesetzt?

Nachdem ich ca. 30 Jahre in Deutschland meinen Beruf ausgeübt habe, schätze ich die Präzision, mit der in bestimmten Bereichen meines Berufes gearbeitet wird, und ich freue mich zu wissen, dass ich meine Patienten dahingehend in den letzten 30 Jahren nicht enttäuscht habe. Selbstverständlich arbeite ich mit dem gleichen Ziel hier in Peru.

PV: Welche Merkmale und Bedenken haben die Zahnmedizin-Studenten in Deutschland und in Peru?

In Deutschland sowie in Peru ist es das gleiche Bild. Der Student idealisiert seinen Beruf und muss sich nach den Studium überlegen, wie er die verschiedenen Hindernisse bewältigen kann, damit er seine Träume erreicht. Als Hindernisse sehe ich zum Beispiel den finanziellen Druck, mangelnde Kapazität, mangelnde Zeit, Familienprobleme, etc.

All das beeinflusst die Anwendung des Konzeptes der "Lex Artis" in der Zahnmedizin.

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