28. Januar 2014

Gründer im Porträt: Pralinen aus Peru importieren und Hoffnung stiften

Von Richard Meier - Freier Mitarbeiter, Themen Soziale Entwicklung | Import: Peruanische Produkte in D-A-CH | Nahrungsmittel

Peru hat viele Reichtümer. Einer davon ist der Kakao, der im Amazonasgebiet gedeiht und nach Europa exportiert wird, wo man ihn zu Schokolade verarbeitet. Als Tobias Vogel im Jahr 2005 seinen Freiwilligendienst in einer Schule in Peru leistete, regte einer der dortigen Väter an, ob man nicht selbst landestypische Schokoladenpralinen herstellen und vermarkten könne, um Projekte vor Ort zu finanzieren. Der Vorschlag erwies sich zwar als nicht realisierbar, weil Fachkenntnisse und technische Voraussetzungen fehlten, dennoch war er der Ausgangspunkt für ein Unternehmen, das inzwischen palettenweise in Peru hergestellte Pralinen nach Deutschland importiert und mit dem Gewinn Bildung und Entwicklung in dem Andenland unterstützt.

„Mich ließ die Idee nicht los, als ich nach dem Ende meines Freiwilligendienstes wieder in Deutschland war“, erinnert sich Tobias Vogel. Als Spezialität aus dem Amazonas und geschmackliche Neuheit müssten sich peruanische Pralinen doch hierzulande verkaufen lassen, besonders wenn sie unter fairen Bedingungen produziert und gehandelt würden. Der damals 22-Jährige beschloss, für einige Wochen wieder nach Peru zu reisen und dortige Pralinenhersteller aufzusuchen, die bereits ihre Erzeugnisse auf dem peruanischen Markt anboten. Nach Gesprächen mit verschiedenen Firmen entschied er sich für den in Lima ansässigen Betrieb Dulcíana – „ein aufgeschlossenes und innovatives Familienunternehmen, das Interesse am fairen Handel zeigte und hervorragende Pralinen in Handarbeit herstellt“, wie Vogel sagt.

Video: Kakaoernte und Pralinenherstellung in Peru

Mit einem Freund gründete Vogel im Jahr 2010 die Firma Süße Hoffnung als haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG) an seinem Heimatort Sölden in Südbaden. Hohe  Anfangsinvestitionen waren dazu nicht nötig; zu den größeren Posten zählte die Anmeldung einer Wort-Bild-Marke, also Firmenname und -logo, beim Patentamt für 300 Euro. Der Start wurden den Jungunternehmern dadurch erleichtert, dass sie einen Preis bei einem Wettbewerb der Drogeriekette dm („Sei ein Futurist“) gewannen und dass Vogel ein Projektmanagement-Stipendium bei der Civil Academy erhielt.

Nun ging es an die Feinarbeit: Ein geeignetes Produkt aus dem Sortiment von Dulcíana war auszuwählen und zu modifizieren. „Unter anderem experimentierten wir mit dem Kakaoanteil, der Karamellcreme und der Größe der Praline, um ein besonderes Produkt für den deutschen Markt zu entwickeln“, so Vogel. Außerdem zeigte sich bei den ersten Proben, dass ein etwas dickerer Schokoladenüberzug nicht nur in geschmacklicher Hinsicht von Vorteil war, sondern auch den unversehrten Transport der Leckerbissen sicherstellte. Zudem musste die Verpackung angepasst werden: Dies betraf nicht nur die Beschriftung auf Deutsch, sondern auch die Größe der Schrift und das Material, mit dem die Pralinen eingewickelt wurden. Und schließlich war es nötig zu prüfen, ob die Ware und die Verpackung den Vorschriften in Deutschland entsprachen. Hierfür nahm man Dienste eines Lebensmittellabors in Anspruch.

Für den Verkauf der Pralinen knüpften die beiden Gründer unter anderem Kontakt mit Eine-Welt-Läden. Außerdem wurde ein Online-Shop auf der Firmen-Homepage eingerichtet. Die zunächst überschaubaren Mengen ließ man sich per Frachtpost aus Peru liefern, später wurde eine Spedition bei Frankfurt beauftragt. Der Jahresumsatz hat sich inzwischen verdoppelt. Vogel, sein Ko-Gesellschafter und ein weiterer Helfer arbeiten für die Firma ehrenamtlich, sodass der Verkaufsgewinn – gemäß der Ursprungsidee – einem karitativen Zweck zugute kommen kann: dem Verein „Süße Hoffnung“, der seit 2007 in Peru Bildungs- und Handwerksprojekte für sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und Familien fördert und ihnen damit das geben will, was sein Name sagt. Im vergangenen Jahr erhielt die Initiative eine Auszeichnung von der Unesco im Rahmen der Dekade der Nachhaltigkeit.

Video: Der Verein Süße Hoffnung

Eine weitere Säule im Verkauf ist der Eventvertrieb. Süße Hoffnung bietet Firmen und Organisationen Pralinen an, damit sie diese auf ihren Veranstaltungen verwenden. So konnten bereits politische Stiftungen und Bildungsträger als Kunden gewonnen werden. Aber nicht nur Einrichtungen mit Bezug zur Entwicklungspolitik kommen infrage, auch mit Industrieunternehmen verhandelt man derzeit über Bestellungen. Ein Verkaufsargument hierbei: „Handgemachte Pralinen aus fair gehandelter Schokoladen bieten die Möglichkeit, Genuss und soziales Engagement miteinander zu verbinden.“

Neben dem Eventbereich soll der Absatz über den Einzelhandel weiter wachsen. Die Kooperation mit bislang zwölf Eine-Welt-Läden will man ausweiten, außerdem schließt Vogel auf mittlere Sicht Supermarkt- oder Gastronomieketten als Abnehmer nicht aus. Hierfür wäre ein Fair-Trade-Siegel hilfreich; allerdings ist eine solche Zertifizierung kostenträchtig. Angesichts des bisherigen Umsatzwachstums ist Tobias Vogel, der kürzlich sein Musikstudium abgeschlossen hat und nun als Referendar an einer Schule in Rheinland-Pfalz anfängt, optimistisch. Mittelfristig könnte aus der Unternehmergesellschaft eine GmbH werden, hofft er – und wird auch damit dem Namen seiner Firma gerecht.

Über den Autor

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Richard Meier - Freier Mitarbeiter

Bei Peru-Vision schreibt er zu Industrie- und Infrastrukturthemen.

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